„Sehr komisch, ihn im roten Trikot zu sehen“: München gewinnt bei Giffey-Debüt in Berlin
Niels Giffey gibt aus ausgerechnet gegen seinen Heimatclub ALBA BERLIN sein Debüt für den FC Bayern München. Durch den 79:77-Auswärtserfolg bleiben die Münchener auch nach sechs EuroLeague-Duellen gegen Berlin gegen die Albatrosse ungeschlagen.
Zurück in der EuroLeague, zurück in Deutschland, zurück in Berlin: Niels Giffey gab sein Debüt im Trikot des FC Bayern München ausgerechnet bei seinem Heimatclub ALBA BERLIN, dessen Kapitänsamt er vor seinem Abschied 2021 inne hatte. Ein ungewohntes Bild für viele.
„Es war sehr komisch“, sagte Johannes Thiemann zu basketball.de nach der Partie. „Natürlich ist man cool: Man hat im Sommer gemeinsam [für die Nationalmannschaft] gespielt und hat hier die letzten Jahre zusammen verbracht. Er ist ein sehr guter Freund von mir. Deswegen freue ich mich natürlich sehr, ihn wiederzusehen – aber es ist natürlich schade, ihn im roten Trikot zu sehen.“
Nachdem Giffey erst Anfang dieser Woche von Murcia nach München gewechselt war, stand der deutsche Nationalspieler immerhin schon für gut 16 Minuten auf dem Parkett. Nicht viele, aber vereinzelte Buhrufe musste der ehemalige Berliner Kapitän sich anhören. Giffey traf drei Minuten nach seinen ersten Einwechslung seinen ersten Wurf, einen Dreier, agierte letztlich unauffällig, fügte sich aber nahtlos ein und spielte auf der Zwei, Drei und Vier.
„Er ist zweidimensional: Er kann werfen, gegen kleinere Spieler aufposten und einen Schlüsselrebound holen, wie diesmal, deswegen war er am Ende auf dem Feld“, beschrieb Münchens Head Coach Andrea Trinchieri seinen jüngsten Neuzugang. Und wahrscheinlich wird Giffey in den letzten 101 Sekunden auch für Münchens Switching-Defense reingekommen sein. Dort verteidigte er Jaleen Smiths letzten Wurf gut, wenn auch mit etwas Körperkontakt, womit er einen Fehlwurf forcierte und womit die Bayern mit 79:77 die Oberhand behielten.
Die Berliner hatten es immerhin geschafft, einen Zehn-Punkte-Rückstand in den letzten fünf Minuten fast zu egalisieren. Dabei war es Smith, der die Albatrosse anführte, die letzten sieben Punkte seines Teams erzielte und insgesamt 20 Zähler markierte. Luke Sikma fehlte mit zwölf Punkten, sieben Rebounds und neun Assists nicht viel zum Triple-Double.
Zwar kamen die Berliner zurück, es gab aber mindestens genauso viele Phasen, in der die Albatrosse die Gäste davonziehen lassen mussten. Auch Ende des dritten Viertels, als die Gastgeber sehr groß gingen – mit Tim Schneider auf der Drei – und eine 2-3-Zone auspackten.
„Wir haben uns das Leben selbst schwer gemacht, indem wir offensiv keine guten Optionen gewählt haben und teilweise unkonzentriert waren. Das waren die Phasen, in denen die Bayern weggezogen sind“, erklärte Thiemann. „Gegen solche eine Mannschaft musst du 40 Minuten da sein – das haben wir nicht getan. Es war ein sehr physisches Spiel, wir haben den Anfang etwas verschlafen und waren körperlich nicht bereit“, fügte Malte Delow an. Mit 2:8 starteten die Berliner in die Partie, als sie erst nach knapp fünf Minuten das zweite Mal aus dem Feld trafen. Im ersten Viertel agierten die Bayern dabei ungewohnt schnell und zogen auf 26:15 davon.
Derweil stand bei den Bayern neben Giffey ein weiterer EM-Bronze-Held im Fokus: Andi Obst. Vor der Partie stand der Shooting Guard bei nur 9/36 Dreiern in der EuroLeague-Saison, ausgerechnet auf dem diesjährigen EM-Parkett schaltete Obst in den EM-Modus und traf vier seiner sechs Dreier. Damit war Obst zusammen mit Augustine Rubit mit je 14 Zählern Münchens Topscorer. Zudem spielte Corey Walden mit zwölf Punkten und sechs Assists stark auf.
Die Berliner mussten nicht nur weiterhin auf Maodo Lo, Marcus Eriksson und Jonas Mattisseck verzichten, vor der Partie gaben die Albatrosse zudem bekannt, dass Louis Olinde mit einer Kapselverletzung im Daumen mehrere Wochen fehlen werde. Hatten die Münchener in der Offseason und durch die jüngste Nachverpflichtung nicht eh schon ihre deutsche Rotation verstärkt, waren es zwei EM-Akteure der Bayern, die die Geschichte des Spiels schrieben.
Nach fünf Niederlagen zum Auftakt haben die Bayern nun ihre vergangenen beiden Partien in der EuroLeague gewonnen. Mit Elias Harris und Isaac Bonga hatten die Münchener dabei zwei Rückkehrer von einer Verletzung integrieren müssen. Auf die Frage, ob die Bayern angekommen seien, wo sie in der EuroLeague sein sollten, machte Trinchieri klar: „Ich wäre besorgt, wenn mein Team schon im November gut spielen würde – was sollte ich dann den Rest des Jahres machen, nach Garmisch fahren? Nein, wir sind immer noch im Prozess, die Puzzleteile zusammenzufügen.“