„Ich bin sehr zufrieden, wie die Mannschaft mit Dennis reagiert hat“

„Wir haben uns gegen Ungarn gar nicht vorbereitet“, erklärte Henrik Rödl nach dem Supercup-Auftakt. Das hatte System. Derweil zeigte sich der Bundestrainer angetan von Dennis Schröders Leistung, der – wie alle anderen Spieler – mit einer Minutenvorgabe auflief.

Dennis Schröders Trikot saß (nach Maßschneiderungen), Dennis Schröders Wurf saß besser. Bei seinem ersten Länderspiel in diesem WM-Sommer hat der Guard direkt gezeigt, welch Anführer der deutschen Nationalmannschaft und auch Scorer er ist. Sowohl bei den Punkten (19) als auch den Assists (7) führte Schröder die DBB-Auswahl beim 83:62-Erfolg gegen Ungarn an.

„Ich bin sehr zufrieden, wie er aufgetreten ist und wie die Mannschaft mit ihm reagiert hat“, blickte Bundestrainer Henrik Rödl auf das erste Spiel Schröders zurück, nachdem dieser die Partie gegen Schweden verpasst hatte. „Er hat mit seinen Mitspielern unglaublich viel geredet, hat defensiv sehr viel investiert, gute Pässe gespielt und dann auch noch selbst abgeschlossen, wenn wir es brauchten.“

Das tat Schröder vor allem in der ersten Halbzeit: Seine ersten vier Dreier netzte der Guard ein, Mitte des zweiten Viertels besorgte er damit die 39:13-Führung. Einen seiner Distanzwürfe versenkte Schröder direkt vor den Augen seines Coaches bei den Oklahoma City Thunder: Billy Donovan saß zum Supercup-Auftakt in der ersten Reihe.

Wie engagiert Schröder in der Verteidigung agierte, ließ sich auch im zweiten Durchgang erkennen: Nach einem Block von der Helpside spielte der Guard einen Bodenpass über das halbe Feld, Ismet Akpinar netzte aus dem Schnellangriff von außen ein. Auch seine Dribblings und seine Kommunikation ließen erahnen, wie gerne Schröder wieder in den Wettkampfmodus geschaltet haben muss.

„Es ist für Dennis wichtig, in Spielsituationen zu sein, weil er seit drei Monaten kein Spiel absolviert hat“

„Es ist auch für ihn wichtig, in Spielsituationen zu sein, weil er seit etwa drei Monaten kein Spiel mehr absolviert hat. Bei aller Klasse, die er hat, ist es wichtig für ihn, auch zu üben und zu trainieren“, erklärte Rödl Schröders Einsatzzeit von 29 Minuten, mit der der Guard am längsten auf dem Parkett stand. „Wir hatten vor dem Spiel die Minuten von allen Spielern geplant. Wir wollten auch, dass Dennis so viel wie möglich spielt und die Mannschaft sich an ihn gewöhnt.“

Als Schröder mal auf der Bank Platz nahm, wie Ende des dritten Durchgangs, führte das deutsche Team mit 55:36. 135 Sekunden später hatte Ungarn aber auf elf Zähler verkürzt. „Ohne Ungarn zu nahe zu treten, kann es nicht sein, dass wir das dritte Viertel verlieren“, machte Ismet Akpinar deutlich. „Gegen bessere Mannschaften im Turnier, wie gegen Tschechien, werden wir uns schwerer tun, das Spiel dann zu gewinnen.“

Dennoch konnte Rödl aus jener Schwächephase auch Positives ziehen: „Am Ende ist es für mich immer ganz gut zu sehen, wie man in solchen Situationen reagiert und wer am besten reagiert.“ Als Ungarn herankam, wollte Schröder zwar auch wieder auf das Feld, Rödl vertraute aber anderen Spielern – weil auch diese solche Situationen erleben und meistern müssen. „Ich fand es wichtig, dass sich die Mannschaft gefunden hat, als es etwas runterging. In dieser Phase fand ich Maodo [Lo] sehr gut im Aufbau.“

„Miteinander zu reden ist einer unserer Hauptschwerpunkte in der Vorbereitung“

Dass das deutsche Team seine Qualität über 40 Minuten nicht abrief, lag vielleicht auch an der Vorbereitung – denn mit Ungarn hatte sich Rödls Coaching-Stab gar nicht beschäftigt, ganz bewusst: „Wir haben uns gegen Ungarn gar nicht vorbereitet, was ihre System angeht. Das heißt: Wir wollten sehen, wie die Mannschaft darauf reagiert“, erklärte Rödl diese Vorgehensweise. „Denn auch in anderen Spielen, in denen man sich vorbereitet, wird es so sein, dass die gegnerische Mannschaft etwas spielt, das man nicht kennt. Dann muss man miteinander reden – und das ist in der Vorbereitung einer unserer Hauptschwerpunkte.“

Ein weiterer Schwerpunkt werden weiterhin die vielen Formationen sein. Rödl rotierte nicht ganz so stark wie noch gegen Schweden und tat dies mehr in Blöcken, dennoch werden er und seine Assistant Coaches viele Lineups und Paarungen evaluieren können. „Ich werde einige Spieler schwerpunktmäßig anders einsetzen“, blickte Rödl auf die weiteren Supercup-Partien voraus.

Dann vielleicht auch wieder mit Maxi Kleber und Robin Benzing. Kleber ist seit einer Woche leicht erkältet und wurde für die Partie gegen Ungarn geschont, Benzings Status ist nach einer Knieblessur „day-to-day“. „Beim Aufwärmen haben wir gesehen, dass es nicht so schlimm ist“, wird sich Rödl erhoffen, den Kapitän zumindest in einem der beiden restlichen Supercup-Partien wieder im Kader zu haben.

Im Großen und Ganzen zeigte sich Rödl zufrieden mit dem zweiten WM-Vorbereitungsspiel. Akpinar lobte den „extrem guten Start, vor allem in der Defensive. Wir haben unser offensives Tempo vor allem durch unsere Defensive bestimmt.“ Gerade in der ersten Halbzeit war zu sehen, wie Akpinar und Isaac Bonga beim gegnerischen Spielaufbau sehr früh ihre Gegenspieler aufnahmen und so Druck ausübten.

Und auf anderen Seite des Parketts? „Offensiv haben wir so viele Spieler, die schon im Eins-gegen-Eins Vorteile kreieren können“, erklärte Rödl. „Aber die auch natürlich das System benutzen können, um dann einen guten und freien Wurf zu bekommen. Diese Kultur wollen wir aufbauen.“ Vor allem mit Schröder an Bord kann diese Kultur nun weiter gedeihen.