Patricia Broßmann: „Die Liga soll meinen Namen kennen“
Patricia Broßmann hat kürzlich ihr Debüt in der Damen-A-Nationalmannschaft gefeiert. Die 24-Jährige erklärt im Interview, was sie von der Zeit in der DBB-Auswahl für die DBBL-Saison bei den Hannover Luchsen mitnehmen will.
Wertvolle Erfahrungen gesammelt und Selbstvertrauen für die Liga und kommende Herausforderungen in ihrer Karriere getankt: Für die neue DBB-Nationalspielerin Patricia Broßmann war der zurückliegende Lehrgang des Deutschen Nationalteams ein voller Erfolg – auch wenn aus den ersten Qualifikationsspielen für die Europameisterschaft 2023 gegen Nordmazedonien (73:41) und in Belgien (55:84) lediglich ein Sieg in Halle/Saale gegen die Südosteuropäer gelang. „Ich hatte eine sehr gute Zeit und habe viel gelernt in der Woche“, berichtet die 24-Jährige von ihrer erstmaligen Nominierung für Länderspiele der A-Nationalauswahl. Dabei sei es ein Privileg gewesen, mit Mitspielerinnen aus Europas Topligen trainieren und spielen zu können.
Zudem schaffte es Broßmann, die alle seit Kindheitstagen „Patty“ nennen, sich von vier Mitspielerinnen aus dem 16er-Lehrgangskader des Deutschen Basketball Bundes abzusetzen, im finalen Kader für die beiden Spiele zu stehen und erste Minuten „mit dem Adler auf der Brust“ zu verzeichnen. Eine Ehre für die 1,83 Meter große Spielerin, die meist als Small Forward, teils auch als Power Forward eingesetzt wird.
„Die Zeit in der NCAA hat mich als Spielerin so sehr weitergebracht“
Bereits von der U16 bis zur U20 durchlief sie alle Nationalmannschaften des DBB. Im Anschluss, nach dem Abitur, zog es Broßmann jedoch zunächst nach Kalifornien, um an der Universität in San Diego den Bachelor im Kommunikationswesen zu machen.
Logischerweise war ein Hauptargument für diesen mutigen Schritt auch, im Bundesstaat an der US-amerikanischen Westküste Basketball zu spielen. Heute sagt sie: „Es hat mich so sehr weitergebracht als Spielerin.“ Sie vermisse die Zeit von 2016 bis 2020, die sie „genau so nochmal durchleben würde.“ Sie habe Freunde fürs Leben gefunden.
Beruflich hofft sie, mit ihrem US-Abschluss irgendwann im Business-Bereich für ein Unternehmen die Medienarbeit zu machen oder im Sport zu bleiben. Bis dahin hat die 24-Jährige allerdings noch viel Zeit und widmet sich seit ihrem Bachelor-Abschluss Vollzeit der Basketballkarriere.
Diese führte Sie aus der Millionenstadt San Diego zunächst ins vergleichsweise sehr beschauliche nordfranzösische Städtchen Calais und die französische zweite Liga. Dort wurde sie in einer von Verletzungen begleiteten Saison allerdings nicht glücklich. „Ich habe nach der Verletzung schwer in meinen Rhythmus gefunden“, beschreibt sie. Zudem sei es dann doch ein kleiner Kulturschock in der 70.000-Einwohner-Stadt in der Region Hauts-de-France gewesen.
Ziel: Finale um die Deutsche Meisterschaft
Da fühlt sie sich bei ihrem neuen Verein TK Hannover in der DBBL schon nach wenigen Monaten deutlich wohler. Zumal es sportlich bisher gut läuft. Mit den Luchsen hat sie bis zur Länderspielpause sechs Siege aus acht Spielen gefeiert, um auf den dritten Platz zu rangieren, und selbst eine Schlüsselrolle eingenommen. Broßmanns besondere Stärke liegt dabei im Rebounding, zuletzt machte sie jedoch auch als Distanzschützin auf sich aufmerksam: eine Fähigkeit, die sie in dieser Saison noch weiter ausbauen möchte. „Die Erfahrungen beim Nationalteam bringe ich mit nach Hannover und kann dadurch mich und mein Team stärken“, meint Broßmann selbstbewusst und voller Energie.
Nach guten Gesprächen mit ihrer neuen US-amerikanisch-deutschen Trainerin Sydney Parsons war die Entscheidung, nach Hannover zu gehen, für die Berlinerin leicht. Für diese Saison hat sich Broßmann die Playoffs zum Ziel gesetzt. Diese seien nach dem guten Start allerdings fast schon Pflicht, weshalb sie es mit ihrem TKH bis ins Finale um die Deutsche Meisterschaft schaffen möchte. „Wir hätten auch gegen Osnabrück und die Rehinland Lions gewinnen können“, argumentiert sie, warum in dieser Saison kein Team übermächtig sei. Dass zurzeit in der Liga nicht die gewohnten Namen wie Keltern oder Herne ganz oben stehen, begründet sie folgendermaßen: „Alle drei Teams inklusive uns profitieren von Herz, Wille und einer intakten Teamchemie.“
Zudem lobt sie die Atmosphäre in der Halle in der Hannoveraner Südstadt: „Der Applaus nach der Niederlage gegen Osnabrück hat ein Gänsehautgefühl erzeugt.“ Beachtlich sei dies auch, da der TKH im Jahr vor Broßmann noch gegen den Abstieg spielte.
Daher freue sie sich auf die nächsten Spiele und fühlt sich bereits heimisch im Team. Ein netter Nebeneffekt sind die beiden erfahrenen US-Amerikanerinnen beim TKH, Danielle McCray und Kelly Moton. „Ich liebe es, mit Kelly als Point Guard zu spielen, auf sie ist immer Verlass“, gewährt Broßmann Einblicke ins TKH-Team – ein bisschen US-Feeling in der niedersächsischen Landeshauptstadt.
„Alles step by step“
Mit den Luchsen soll es in dieser Saison laut Broßmann weit in den Playoffs gehen, persönlich möchte sie zu den drei besten Rebounderinnen der DBBL gehören. „Die Liga soll meinen Namen kennen“, setzt sie sich als Ziel nach ihrer fünfjährigen Deutschland-Abstinenz.
Als fernes Karriereziel nennt Patricia Broßmann es, einmal in der Euroleague zu spielen. Zudem möchte sie sich in der Nationalmannschaft festbeißen und an großen Turnieren teilnehmen. „Aber alles step by step“, macht sie zwischen den Zeilen klar, dass sie es sich auch über die Saison hinaus sehr gut in Hannover vorstellen kann. Zumal ihr auch die Stadt bereits gefällt: „Die List ist sehr schön, und ich sitze gerne abends am Maschsee“, erzählt sie.
Dennoch dürfte sie es in einigen Jahren zu einem Erstligisten im (europäischen) Ausland ziehen. Natürlich verfolgt sie auch, was ihre ehemalige Jugend-Mitspielerin aus gemeinsamen WNBL-Zeiten in Berlin-Lichterfelde so anstellt: „Mit Satou Sabally bin ich damals auch zur Schule gegangen.“ Dennoch sei der Weg in die WNBA für Patricia Broßmann laut eigener Aussage höchstwahrscheinlich zu weit und nur ein Traum.
Umso mehr freut sie sich, nach der Länderspielphase wieder mit vollem Fokus und neuer Energie beim TK Hannover anzugreifen. „Es macht riesigen Spaß, und wir werden uns als Team noch weiterentwickeln“, sagt sie gespannt auf den weiteren Verlauf der DBBL-Saison.