EuroBasket Roundup – DBB Team vor einem schweren Finalspiel

DBB Team mit einer Hand am nächsten Titel. Und einer schweren Aufgabe im Finale der EuroBasket 2025.


Die FIBA EuroBasket 2025 neigt sich dem Ende zu.


Griechenland konnte sich soeben gegen die jungen, wilden Finnen die Bronzemedaille sichern.


Deutschland steht nach einer berauschenden Gruppenphase, aber auch herausfordernden Knockout-Spielen im Finale der EuroBasket 2025.


Dort hat das DBB-Team jedoch kaderbedingt eine mehr als anspruchsvolle Aufgabe vor der Brust beim Griff nach EM-Gold.

Das bereits vor dem Turnier als Dark Horse gehandelte türkische Team, rund um den in der Weltspitze angekommenen Star Alperen Şengün, wird der deutschen Mannschaft alles abverlangen.

Ein Rückblick auf das Turnier – und ein Ausblick auf das anstehende Finale.


Gruppenphase im Donut-Zucker-Offensiv-Rausch


Das DBB-Team hatte intern Donuts ausgelobt für jedes Spiel, in dem man mehr als 100 Punkte erzielen konnte.

Nun – man muss hoffen, dass so etwas nicht wiederholt wird. Alleine aus Sicht der körperlichen Unversehrtheit der Spieler. Denn diese haben in der Gruppenphase losgelegt wie die Feuerwehr und danach den Fuß auch nicht mehr wesentlich vom Gas genommen.

Das von Mumbrú konsequent und konsistent weiterentwickelte DBB-Team legte sich genau diese weitere Facette zu: Geschwindigkeit an beiden Enden des Parketts. Das bereits unter Gordon Herbert kultivierte variable Spiel wurde nochmals um einige Ebenen erweitert.

Alex Mumbrús Arbeit ist beeindruckend präzise und ein Beweis seiner herausragenden Fähigkeit, einen Kader zu lesen. Seine Handschrift ist deutlich zu erkennen und hat einer seit Jahren im Grunde ausentwickelt wirkenden Mannschaft neue Optionen verliehen.

Auch wenn er selbst, dramatisch durch eine Krankheit, kurz vor dem Turnier zuerst ausfiel und danach uneitel nach dem Achtelfinale den aktiven Part des Head Coachings für die weiteren Knockout-Spiele an seinen Stellvertreter Alan Ibrahimagić übertrug, so kann man ihm und der gesamten Einheit aus Spielern, Coaching Staff und Funktionsteam nur gratulieren.

Das „E“ in „Team“ steht für: kein Platz für Eitelkeiten


Unabhängig vom Ausgang des Finales hat das DBB-Team wieder bewiesen, was es heißt, ein Team im wortwörtlichen Sinne zu sein: Spieler, die sich in hochgradig flexiblen Rotationen und Rollenverteilungen oftmals neu definieren – uneitel.

Coaching-Leitlinien, die nach der Vorbereitung angepasst wurden, vor allem in Bezug auf die defensiven Schemata, derer man sich schlussendlich im Turnierverlauf bediente – uneitel.

Es wurden aber nicht nur jene angepasst, sondern vor allem die offensiven Schemata wiederum weiter kultiviert. Vieles davon dürfte nicht erst im Laufe des Turniers entstanden sein, sondern ist das Ergebnis harter Arbeit von und unter Mumbrú.

Der sich dennoch weiterhin – und anzunehmend intensiv – im Coaching einbringt, wie es die gesundheitliche Lage eben aktuell zulässt. Das imponiert. Genauso wie die taktische Tiefe der DBB-Offense.

Transition Plays, die gerade auch Franz Wagner entgegenkommen, in Verbindung mit diversen Setplays, auch für Rollenspieler, sowie Read-and-React-/Motion-Konzepte. Ob nun Pick-and-Rolls oder Pick-and-Pops, Transition- oder Halfcourt-Offense, Perimeter-Plays oder Penetrations – die Tasche an offensiven Optionen der deutschen Mannschaft ist prall gefüllt.

Dies liegt nicht zuletzt am Kader. Man hat gefühlt „unendlich“ viel Talent im Team, eine hervorragende Selbstreflexion jedes Spielers über Stärken und Schwächen. Deutschland ist zusammen mit Serbien mit dem tiefsten Team des Turniers angereist.

Athletik, Speed, Erfahrung und Skills sind hier die Stichworte.





Skillball … oder zumindest nah dran

Im Grunde kann jeder Spieler dribbeln, passen, werfen – und das alles in Kontext setzen zu situativen Entscheidungsfenstern, die eine hohe Spielintelligenz erfordern. Es gibt nicht zwingend eindimensionale Inselspieler, die dadurch das Team in starre Konzepte pressen. Das Team kann sich aussuchen, welche Konzepte es wann anwendet – und warum.

Auch die Mischung des Kaders war hervorragend, bedenkt man die Ausgangslage.

Mit dem Ausfall von Moritz Wagner musste man eine schwere Hypothek ins Turnier nehmen, die vor dem Start durch Hartensteins Absage nicht unbedingt geschmälert wurde. Diese verschärfte sich im Turnierverlauf noch einmal heftig durch die Ausfälle von vor allem Voigtmann und auch Hollatz.

Es ist kein Zufall, dass man im Viertelfinale gegen äußerst robust auftretende Slowenen vor allem im Rebounding einige Probleme hatte. Lange Zeit war das nicht nur ein Kraft- und Drahtseilakt am Rande des Ausscheidens, sondern vor allem ein Resilienz-Test.

Jenen hat man zwar erfolgreich bestehen können und im Halbfinale gegen die jungen Wilden aus Finnland die richtigen Konsequenzen gezogen. Aber die Hypothek der nun dünnen Big-Man-Rotation aus Theis, Thiemann und Kratzer könnte gegen die Türkei zu einem großen Problem werden.

Andererseits muss man gerade Spielern wie Bonga, Obst, Wagner, Lo, den Da-Silva-Brüdern und dem fürs Finale leider nicht zur Verfügung stehenden Hollatz hoch anrechnen, dass sie ihre Big Men nicht „alleine“ lassen mit diesen Aufgaben. Es wird im Teamverbund darauf reagiert.

Auch schon vor dem Turnier war das Loch durch Moritz Wagners Verletzung eine schwerwiegende Komponente, mit der man rechnen musste. Es wurden die richtigen Schlüsse gezogen.

Man hat die Grundausrichtungen des Teams bewusst auch mit Blick auf diesen Unterbau an Spielern außerhalb von Dennis Schröder und Franz Wagner gewählt – und frühzeitig die Grundlagen geschaffen, von denen man nun im Turnier zehren konnte.

Außerdem gehört es zur DNA des DBB-Teams, dass man seine Spieler sukzessive an größere Aufgaben heranführt und entwickelt – in Turnieren. Dies ist oftmals verbunden mit situativen Rollen und Gelegenheiten die man auch im Coaching bewusst sucht.

Sei es in Anbetracht des dünnen Big-Men-Korps, zum Beispiel Bongas starke und bitter benötigte Defense und offensive Perimeter-Performance, oder auch, in bestimmten Situationen, jüngeren Spielern Raum und Vertrauen zu geben, ihren Teil beitragen zu können.

Jeder wird gebraucht. Jeder wird geschätzt dafür. Beispiel gefällig?





Das zu erwartende Dark Horse

Es gab durchaus Überraschungen im Turnier.

Maximal am Limit spielende und begeisternde Georgier – mit dem wahrscheinlich ikonischsten Coach des Turniers, neben Mumbrú und Pešić.

Deni Avdija, der im israelischen Team noch mehr überzeugen konnte, als man ohnehin schon vermutet hatte.

Eine doch deutlicher im Rebuild befindliche spanische Nationalmannschaft, als man glauben konnte. Die stolze Basketballnation verpasste die Knockout-Runde – irgendwie überraschend, und auch wiederum nicht überraschend.

Serbien, das aufgrund eines verletzungsbedingten Ausfalls von Bogdanović, eines müden Micić und eines angeschlagenen Avramović recht schnell angezählt wirkte. Jokić zudem noch nicht in absoluter Wettkampfform.

Ein Jokić, der bei 90 % steht, ist zwar immer noch einer der besten Basketballspieler der Welt. Aber diese fehlenden Prozente sind dann eben ein großer Malus, der sich schnell rächen kann.

Zum Beispiel im Spiel gegen die begeisternd und erfrischend offensiv aufspielenden Finnen. Jene nutzten ihren Heimvorteil und können auf einen Erfolg blicken: den vierten Platz.

Ebenso konnte die polnische Mannschaft, seines Zeichens Co-Gastgeber der EuroBasket, einen Achtungserfolg erreichen mit dem Einzug ins Viertelfinale.

Es gab aber auch Entwicklungen, die absehbar waren.


Die üblichen Verdächtigen

Litauen hat wieder mal gezeigt, dass man zwingend mit ihnen rechnen muss – also alles wie immer.

Ebenso konnte die französische Mannschaft erwartbar kein wirklich rundes Offensivspiel auf die Beine stellen. Auch wenn Defense und Athletik wieder imponieren konnten – es fehlt an offensiver Tiefe im Kader und im Playbook. Auch der klare Go-to-Guy fehlte in entscheidenden Situationen.

Der steht bereit, ist ein Alien, hört auf den Namen Victor – und wird beim nächsten Turnier sicherlich der entscheidende Faktor für dieses Team sein, um den nächsten logischen Schritt zu gehen.

Die slowenische Arbeitertruppe plus den Magier aus L.A., Luka Dončić, hat sich in Anbetracht der Gesamtleistungsfähigkeit des Kaders sehr teuer verkaufen können. Es hat nicht viel gefehlt, um dort für eine Überraschung sorgen zu können.

Naja.. bis..



Crashing the boards… !!!

Griechenland rund um Giannis Antetokounmpo trat wie immer mit berechtigten Aspirationen an – ein Wort, das aktuell in Los Angeles eher Angstschweiß verursacht, aber das ist eine andere Story.

Und wie immer hatte man fast schon Mitleid mit Giannis, wenn man die fehlende Unterstützung der Guards betrachtete. Da fehlt einfach zu viel an Spieltiefe, Schnelligkeit und Perimetergefahr. Dennoch hat sich Griechenland mit der Bronzemedaille belohnen können und ein grundsolides Turnier absolviert – auch wenn es nicht für die absolute Spitze reicht.

Dort angekommen ist das ehemalige Dark Horse des Turniers. Der Türkei musste man schon weit vor Beginn des Turniers jene Rolle zuschreiben. Dazu ist die Veranlagung des Teams zu klar und schlüssig konstruiert.

Wahrscheinlich kennt dieses Team seine Stärken und Schwächen fast noch besser als die deutsche Mannschaft, die manchmal wirkt, als würde sie entweder ihr Potenzial nicht bis ins letzte Prozent erkennen – oder bewusst zurückhalten für die entscheidenden Momente.

Man weiß, wie man auftreten muss rund um Alperen Şengün: sehr physisch, sehr defensiv, mit teils exzellenter Wurfauswahl. Keine Experimente – einfach das machen, was man gut beherrscht. Und das ist nicht wenig.

Da sind zum einen die Flügelspieler Osman, Korkmaz und Osmani zu nennen. Spielintelligent, defensiv fähig und können auch vom Perimeter heiß laufen wenn man sie lässt. Zusammen mit dem zwar nicht mehr ganz so pfeilschnell wirkenden Shane Larkin und dem Modellathleten Bona bilden sie genau das Grundkonstrukt was man um den Jungstar Şengün brauch.

Şengüns nochmaliger Sprung in puncto Offense und Spielintelligenz ist durchaus beeindruckend. Aus Sicht der deutschen Mannschaft aber auch beängstigend, wie er im Offensiv-Rebounding auftritt. Das kann zu einem riesigen Problem werden.

Er weiß genau, wie er seine physischen Vorteile, die im Grunde gegen jeden deutschen Spieler vorhanden sind, einsetzen muss.

Auch ist seine Defense, vor allem die Teamdefense, bei weitem nicht mehr das große Loch wie früher. Er hat auch dort zugelegt. Eine solide Defense kann er mittlerweile phasenweise abrufen.


Wie kann das deutsche Team gewinnen?


Der Gameplan des deutschen Teams sollte nicht unerheblich darin bestehen, ihn immer wieder in defensive Situationen zu verwickeln, damit er möglichst schnell und möglichst schwer in Foul Trouble gerät.

Andererseits werden Fouls bei Theis und Thiemann gerade in diesem Finale mehr als schmerzvoll sein. Und mit Blick auf teils im Turnier schwankende Schiedsrichterlinien könnte das zu einem heiklen Punkt mutieren.

Man kann sich auf ein hochklassiges Finale freuen. Eines, das mit einem Moritz Wagner, einem Voigtmann oder Hartenstein wohl eher als Favoritenspiel angegangen worden wäre.

So aber dürfte es ein wirklich ausgeglichenes und schweres Finale werden, in dem jeder den Titel nach Hause bringen könnte – und auch verdient haben wird.

Egal, wer gewinnt.