NBA Headband
Superstar Anthony Davis gehört seit dieser Saison zur Stirnbandfraktion der Association. Ein guter Anlass, um die Gegenwart und Geschichte der „Headband“ ein wenig zu beleuchten.
Anfang Oktober präsentierte All-NBA-Teamer Anthony Davis seinen Fans und Followern einen ungewohnten neuen Look. Dazu stellte er exklamierend fest: „The time is now!!!“ Sowie die semi-ernste Nachfrage: „Y’all rocking with the headband?? Lol.“ Eine, die kultürlich nicht unbeantwortet blieb.
So musste der 24-Jährige nicht lange warten, bis ihn seine modebewussten NBA-Kollegen Russell Westbrook und Damian Lillard wenig begeistert wissen ließen: „No!!!!!“ „No bra lol.“
Gleichwohl hat „The Brow“ seit Saisonbeginn den Kopf tapfer hoch und das Band beibehalten. Zumal der Big Man mit neuem Kopfschmuck bisher amtlich abliefert und am Bayou neuerlich ein Karrierejahr spielt. Zur Belohnung könnte im Frühling seine zweite Playoff-Teilnahme folgen.
Derweil ist Davis mitnichten der einzige große Wasservogel, der auf das dehnbare Stoffaccessoire setzt. Tragen doch in New Orleans auch Dominator „Boogie“ Cousins (der Davis inspiriert hatte) und Flügelspieler Dante Cunningham ein Stirnband. Hinzu kommen Rajon Rondo (in den letzten Jahren ein Gelegenheitsträger) und Jrue Holiday, der sich der im „Big Easy“ aufspielenden „Headband“ zum Saisonauftakt kurzzeitig angeschlossen hatte. (Einzig E’Twaun Moore fiel aus der Rolle; Shooter Ian Clark verzichtet nunmehr auf seine Mitgliedschaft.)
Damit stellen die Pelicans unangefochten das NBA-Team mit der ligaweit höchsten Stirnbanddichte. Lediglich eine weitere Mannschaft – die Sacramento Kings um Zach Randolph, Vince Carter und Willie Cauley-Stein (wenn auch kein steter Träger) – kann aktuell bis zu drei Stirnbänder aufbieten. (De’Aaron Fox gesellte sich jüngst hinzu.) Und auch nur noch die Atlanta Hawks und Brooklyn Nets haben überhaupt zwei „Headbanders“ in der Rotation: Malcolm Delaney und DeAndre‘ Bembry bzw. Trevor Booker und Jarrett Allen.
Sonach umfasst die Stirnbandfraktion der Association derzeit gerade einmal 27 Akteure (ohne sporadische Mitglieder). Eine Anzahl, die wie Reaktion von Westbrook und Lillard verdeutlicht, dass das Stoffaccessoire nicht mehr der An- und Sehgewohnheit sowie dem modischen Zeitgeschmack entspricht. Folglich kommen gegenwärtig zehn NBA-Teams ohne die Dienste eines Stirnbandträgers aus.
Immerhin: potenziell zwölf Starter laufen mit Stoff am Kopf über das Hartholz. Inklusive dem noch nicht einsatzbereiten Neu-Cavalier Isaiah Thomas sowie drei weiteren aktuellen All-Stars: der „Boogie-Brow“ und Carmelo Anthony, der (vor dem Hoodie) seit jeher dem Band die Treue hält.
Die verbleibenden fünf Stirnband-Starter sind der angesprochene Rondo, Pacers-Big-Man Myles Turner, Pistons-Topscorer Tobias Harris, Magic-Wing Terrence Ross und der (verletzte) Maverick Seth Curry.
Ersichtlich ist dabei, dass abseits von NOLA zuvorderst Altstars, Veteranen und Rollenspieler die Headband-Tradition bewahren. Genannt seien hier: Jason Terry, Jared Dudley, Corey Brewer und Mario Chalmers, der in Memphis derzeit als #HeadbandRio firmiert.
Headband History
Jene überschaubare und dezent überalterte Gruppe steht im augenfälligen Kontrast zur Headband-Hochkonjunktur Mitte der Nullerjahre. Seinerzeit hielten vor allem auch die Stars als Aushängeschilder der Association den Kopf geschmückt und damit die Ehre hoch. Etwa waren beim beim All-Star Game 2004 in Los Angeles allein acht Stirnbandträger im Showeinsatz. Wobei Ben Wallace seinen Afro ungebändigt zur Schau trug, „Melo“ und LeBron James als Rookies noch unberücksichtigt blieben.
Derweil spielten im regulären Saisonbetrieb einige erinnernswerte „Headbands“ auf. Beispielsweise die 66-Siege-Cavs (2008/09) mit ihrer vielköpfigen Stirnbandfraktion um „King James“. Die sogenannten „Jailblazers“ um „Z-Bo“, Bonzi Wells, Rasheed Wallace und … Scottie Pippen. Die jugendlichen Clips um Lamar Odom, Darius Miles & Co. sowie die Mavs um 2009, als neben sechs Headband-Mitgliedern kurzzeitig gar Dirk Nowitzki Stoff am Kopf trug.
Die Vorzeigeträger zu dieser Hochzeit waren James – der nach Jahren haarspalterischer Witze seit 2015 auf sein breites Stirnband verzichtet – Anthony, Carter, Paul Pierce, Jermaine O’Neal und nicht zuletzt Stilikone Allen Iverson.
Iversons immense kulturelle Prägekraft zeigt sich schon daran, dass LBJ wegen „The Answer“ (seinerzeit ein Vorbild für so viele heutige Starspieler) zum Stirnband griff. Dabei kam selbiges als Accessoire auch in Mode, weil die Liga auf den durch „AI“ beschleunigten Hip-Hop-Zug aufsprang.
Denn die stets wachsame NBA erkannte den Trend, der Anfang der 2000er in der US-Popkultur und zusehends auf den Köpfen der Spieler aufschien. Unter anderem inspiriert von Künstlern wie 50 Cent, Nelly und Ja Rule, die damals prominent den Ton angaben, gehörten Stirnbänder (wie ebenfalls en vogue Schoner und Schweißbänder) für viele Athleten rasch und ganz selbstverständlich zu ihrer Spielkleidung. Die Liga stattete daraufhin umgehend alle Teams mit farblich angepassten Headbands aus. Lizenziert mit präsentem NBA-Logo.
Wer fortan keine Geldstrafe riskieren wollte, sah sich danach gezwungen, diese offizielle Version ordnungsgemäß aufzuziehen (Rondo und „Sheed“ lassen grüßen) oder eben auf das Accessoire zu verzichten. Zumal „Headband-Hasser“, NBA-Coaches alter Schule (z.B. Scott Skiles) und konservative Franchise-Bosse (etwa Jerry Reinsdorf) mit Hip-Hop-Kultur wenig anzufangen vermochten und ihren Teams ein Stirnbandverbot verordneten.
Wie gut, dass dieser Kulturkampf heute weitgehend ausgefochten ist und die Coaches den Spielern die Freiheit gewähren, sich als erwachsene Männer individuell zu gerieren. Sei es durch ein dehnbares Stück Stoff am Schädel. Denn kultürlich sollte es nicht darum gehen, Style-Polizei zu spielen, sondern ob die Akteure basketballerisch und menschlich ins Team passen. Und das ist bei der „Monobraue“ definitiv der Fall. Wobei sich in New Orleans vielmehr die Frage stellt, ob Davis‘ Mitspieler (mit und ohne Stirnband) gut zu ihm passen …
Derweil ist der Franchise Player der Pelikane in puncto Kopfbekleidung in große Fußstapfen getreten. Von Vorkämpfern, die allesamt in der NBA Stirnband trugen, bevor es gängig und Davis (Jahrgang 1993) überhaupt geboren war. Wer sich für diese frühen Pioniere – „Slick“ Watts, Wilt Chamberlain, Bill Walton und Cliff Robinson – interessiert, darf ihre Headband History hier nachlesen und im Folgenden nachschauen:
Zum Abschluss: Special Shoutout an Tim Thomas.