Franchise Fives: Brooklyn Nets
Floor General Jason Kidd dirigierte, Highflyer Vince Carter imponierte. Doch welche weiteren Top-Spieler hält die wechselvolle Geschichte der Nets parat? Die All-Time Lineup der Franchise im Überblick.
In einer lose fortlaufenden History-Serie stellen wir auf basketball.de die herausragenden Starting Fives aller 30 NBA-Franchises zusammen und zur Diskussion.
Neben den Startern werden im Hinblick auf 70 Jahre NBA (inklusive ABA) zudem ihre Backups sowie insgesamt 30 Head Coaches benannt.
Die „Auserwählten“ müssen mindestens vier Jahre für das jeweilige Team erfolgreich gespielt/gearbeitet haben. Dabei stehen ihre Leistungen für die betreffende Mannschaft und nicht die Gesamtkarrieren im Fokus. Auch müssen die Profis auf der Position zum Einsatz kommen, auf der sie für das jeweilige Team aufgelaufen sind.
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Die Brooklyn Nets gingen 1967 zunächst als New Jersey Americans in der Konkurrenzliga ABA an den Start. Bereits zur Folgesaison siedelten sie nach Long Island über, wo sie über neun Spielzeiten (1968-1977) als New York Nets antraten. Hier erlebte die Franchise ihre erfolgreichsten Jahre: sieben Playoffteilnahmen in Folge, drei Finalauftritte sowie zwei ABA-Meisterschaften (1974, 1976), die Liga-MVP Julius Erving durch ein dreijähriges Gastspiel maßgeblich ermöglicht hatte.
1976 erfolgte nach der Auflösung der ABA der teuer erkaufte Wechsel in die NBA und damit der Abgang von „Dr. J“. Ein Jahr später zogen die Nets zurück nach New Jersey, wo sie bis zum Neustart in Brooklyn (2012) verblieben.
Point Guard: Jason Kidd
Teamzugehörigkeit: 2001-2008 | Kernstats: 14,6 PpG, 9,1 ApG, 7,2 RpG, 1,9 SpG
Angeführt von Jason Kidd spielten die Nets in den Nullerjahren ihren bis heute erfolgreichsten NBA-Basketball. Sechs Playoff- und zwei Finalteilnahmen in Folge (2002, 2003) standen am Ende der Ägide des heutigen Hall of Famers zu Buche. Zur Einordnung: Zuvor hatte die Franchise in sieben Saisons überhaupt nur einmal die Postseason erreicht.
Kidd selbst spielte in New Jersey den individuell besten Ball seiner Karriere und sich kurzzeitig gar in die MVP-Konversation (2002). Fünfmal war der Alleskönner in sechseinhalb Saisons All-Star, dreimal stand er in der All-NBA-Auswahl sowie in jedem Jahr im All-Defensive-Team. Zudem avancierte Kidd zweimal zum besten Passgeber der Liga (2003, 2004). Ein effizienter Scorer war der Kalifornier aber auch in Jersey nicht (50,5% TS).
Indes ist der Ausnahme-Aufbau – eine Dekade nachdem er 2008 zu den Dallas Mavericks transferiert wurde – weiterhin der Net, der die meisten Dreier, Ballgewinne und Vorlagen markiert hat.
Backup: Kenny Anderson (1991-1996: 15,3 PpG, 7,8 ApG, 3,4 RpG, 1,6 SpG, 1x All-Star)
Shooting Guard: Vince Carter
Teamzugehörigkeit: 2004-2009 | Kernstats: 23,6 PpG, 5,8 RpG, 4,7 ApG, 37,0% 3FG
Nach seinem Abflug aus Toronto lieferte Highflyer Vince Carter an der Seite von „J-Kidd“ drei individuell herausragende Spielzeiten ab (2005-2007), in denen die Nets die Playoffs erreichten und der einst hyperathletische Lead Scorer letztmals zum All-Star gewählt wurde.
Doch blieb den zunehmend verletzungsgeplagten und in der Breite zu schwach besetzten Nets ein tieferer Playofflauf verwehrt. Wiederholt war in den Conference Semifinals Endstation. Und auch der Neuaufbau um Carter und die Hoffnungsträger Devin Harris (der im Trade für Kidd nach New Jersey kam) und Brook Lopez misslang.
Trotz nicht erfüllter, zu hoher Erwartungen verbleiben die Highlights, die der heute 42-jährige NBA-Senior den Fans seinerzeit zuteilwerden ließ:
Backup: John Williamson (1973-1977, 1978-1980: 17,8 PpG, 2,8 ApG, 2,5 RpG, 2x ABA-Champ)
Anmerkung: Hall of Famer Dražen Petrović muss aufgrund seiner tragisch verkürzten Teamzugehörigkeit (1991-1993) leider unberücksichtigt bleiben.
Small Forward: Richard Jefferson
Teamzugehörigkeit: 2001-2008 | Kernstats: 17,4 PpG, 5,4 RpG, 3,0 ApG
Während seiner sieben Jahre in Jersey war Richard Jefferson nie der Schlüsselspieler oder der „Star“ der Nets. Auch weil er sich in Playoffmannschaften neben Kidd und Carter in einer nachgeordneten Rolle wiederfand.
Gleichwohl agierte der einst athletische Swingman (585 Dunks in 489 Saisonspielen) als passgenauer Komplementärspieler, der verlässlich ablieferte und als zeitweiser 20-Punkte-Scorer und solider Allrounder zum Teamerfolg beachtlich beitrug.
Sechsmal in Serie nahm der viertbeste Punktesammler der Franchise-Historie mit den Nets an der Postseason teil. 2002 und 2003 stand „R.J.“ mit dem Team um „J-Kidd“ in den NBA-Finals – dort dann allerdings auf verlorenem Posten.
2016 feierte Jefferson als 35-jähriger Rollenspieler mit den Cleveland Cavaliers um LeBron James seinen späten Meistertitel.
Backup: Julius Erving (1973-1976*: 28,2 PpG, 10,9 RpG, 5,2 ApG, 4,4 S/BpG, 3x ABA-MVP, 2x Champ)
*Anmerkung: Bei strenger Regelauslegung müsste „Dr. J“ aufgrund seiner flüchtigen Teamzugehörigkeit unberücksichtigt bleiben. Doch wäre es schlichtweg falsch, den besten und erfolgreichsten Spieler der Franchise-Historie gänzlich außen vor zu lassen.
Power Forward: Buck Williams
Teamzugehörigkeit: 1981-1989 | Kernstats: 16,4 PpG, 11,9 RpG, 1,1 BpG, 55,0% FG
Nachdem der Übergang von der ABA in die NBA für die Nets fünf weitgehend enttäuschende Spielzeiten bereitgehalten hatte, brachte der dritte Pick des 1981er Drafts etwas Erfolg nach New Jersey.
So legte Buck Williams mit 15,5 Zählern (58,2% FG), 12,3 Rebounds und 2,0 Stocks in seiner Debüt-Saison ansehnliche Werte auf. Die Auszeichnung als Rookie des Jahres und die erste von drei All-Star-Nominierungen waren folgerichtig.
Auch zogen die Nets mit 2,03-Meter-Mann aus North Carolina, der 1983 in die All-NBA-Auswahl berufen wurde, immerhin fünfmal in Folge in die Playoffs ein. 1984 bezwangen sie in der ersten Runde gar die Vorjahresmeister der Philadelphia 76ers, als Williams in der Serie gegen Moses Malone & Co. 18,4 Punkte, 15,2 Rebounds und 3,4 Stocks erzielte.
Nach wie vor hält der physische Arbeiter und defensivstarke Toprebounder zahlreiche Franchise-Rekorde: Williams hat die meisten Partien und Minuten gespielt, die meisten Abpraller gegriffen, die meisten Freiwürfe getroffen sowie die meisten Zweier versenkt.
Backup: Derrick Coleman (1990-1995: 19,9 PpG, 10,6 RpG, 3,1 ApG, 1,6 BpG, 1x All-Star)
Center: Brook Lopez
Teamzugehörigkeit: 2008-2017 | Kernstats: 18,6 PpG, 7,1 RpG, 1,7 BpG, 56,6% TS
Der 30-jährige Big Man verbrachte einen Großteil seiner bisherigen NBA-Karriere bei den Nets. Eine eher wenig erfolgreiche Zeit, in der die Franchise lediglich zweimal eine positive Bilanz aufwies und nur dreimal in die Playoffs einzog.
Brook Lopez selbst, dessen Name damals immer wieder in Tradegerüchten auftauchte, verpasste zwei Spielzeiten (2011/12, 2013/14) aufgrund schwerwiegender Fußverletzungen nahezu komplett. Dennoch spielte der Kalifornier wiederholt individuell stark auf, sich in die erweiterte All-Star-Konversation und 2013 schließlich in die Auswahl (19,4 PpG, 6,9 RpG, 2,1 BpG).
2017 verließ Lopez die Nets als Karriere-Führender in Sachen Punkte und Blocks sowie als Zweitplatzierter bei den absolvierten Partien. In Brooklyn entdeckte der wurfstarke 2,13-Meter-Mann unter Coach Kenny Atkinson 2016/17 den Dreier für sich. Heuer gilt er als „Splash Mountain“.
Backup: Billy Paultz (1970-1975: 15,6 PpG, 11,2 RpG, 2,0 ApG, 2,1 BpG, 2x All-Star, 2x ABA-Champ)
Head Coach: Kevin Loughery
Der langjährigste und erfolgreichste Cheftrainer der Team-Historie coachte die Nets über acht Spielzeiten (1973-1981). Dabei führte der gebürtige New Yorker die Franchise zu insgesamt vier Playoffteilnahmen und binnen drei Jahren zu zwei ABA-Meisterschaften (1974, 1976).
Im Übrigen gelang ihm dies als junger Übungsleiter, der zuvor in der NBA eine respektable Karriere als Combo-Guard hingelegt hatte (1962-1973: 15,3 PpG, 3,7 ApG) und sodann als Mitdreißiger übergangslos in Vollzeit an die Seitenlinie gewechselt war.