Basketball in der DDR

Der frühere DDR-Nationalspieler und -trainer Hermann Huß (*23.10.1933) erinnert sich im Podcast „Geschichten aus der Basketballgeschichte“ an den Basketball in der Deutschen Demokratischen Republik.

Im ersten Teil erzählt er vom Basketball in der DDR in den 1950er und 1960er Jahren, wie er die Liebe zum Spiel für sich entdeckt hat, die „Erfindung“ der Videoanalyse, vom Riesen aus Russland, deutsche-deutsche Duelle uvm.

Im zweiten Teil spricht Huß über seine Zeit als Trainer, seine Basketballphilophie, die Evolution des Spiels, Scouting, Nachwuchsarbeit und den Parteibeschluss im Jahr 1969, Basketball als „nicht förderungswürdig“ herabzustufen.

Im dritten Teil spricht Huß über seine Zeit als Trainer in der DDR, über einen zur Basketballhalle umgebauten Hangar in Berlin Adlershof, über Länderspielreisen nach Nordkorea und vieles mehr.

Im vierten Teil spricht Huß über den Basketball um die Wendezeit von 1987 bis 1994 und dem misslungenen Versuch der Eingliederung des DDR-Basketballs in das Verbandssystem der Bundesrepublik Deutschland. Wir sprechen u.a. über seine Begegnungen mit Svetislav Pesic, Frank Menz und Dirk Bauermann.

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Gert Mengel (links), Thomas Käckenmeister (Mitte) und Hermann Huß (rechts) bei der Aufnahme des Podcasts „Geschichten aus der Basketballgeschichte“. In mehreren Teil wird der Basketball in der DDR besprochen.

Chronologie des DDR-Basketballs

alle Angaben ohne Gewähr / Chronologie unvollständig

18.12.1950: Gründung der Sektion Basketball / Volleyball im Deutschen Sportausschuss (DS)
17.08.1951: Erstes Länderspiel der DDR
1./2.3.1952 Trennung der Sektion Basketball von der Sektion Volleyball im DS
01.08.1952: Eintritt der DDR in den Weltverband FIBA
1953: Die HSG Humboldt-Universität Berlin wird erster DDR-Meister der Herren / EM in Moskau – 14. Platz (erste und einzige Teilnahme einer gesamtdeutschen Mannschaft mit acht Spielern aus West- und vier Spieler aus Ostdeutschland)
1954: Die BSG Rotation Mitte Leipzig wird erster DDR-Meister der Damen / Erstmals nimmt eine bundesdeutsche Damen-Nationalmannschaft an einer EM teil und belegten den 9. Platz.
1957: Gründung des Deutschen Turn- und Sportbundes (DTSB)
20.05.1958: Gründung des Deutschen Basketballverbands (DBV) in Leipzig
1960: Die DDR gewinnt die beiden Ausscheidungsspiele gegen die BRD mit insgesamt 26 Punkten Vorsprung, um am Olympischen Qualifikationsturnier teilzunehmen. Der 9. Platz in Bologna reicht nicht zur Qualifikation für die Olympischen Spiele in Rom.
1963: Der größte Erfolg der Herren-Mannschaft ist das Erreichen des 6. Platzes bei der EM in Breslau.
1964: Erneut setzt sich die DDR in den Ausscheidungsspielen gegen die BRD für das Olympische Qualifikationsturnier durch – mit 45 Punkten Vorsprung. In Genf reicht es für die DDR nur zu einem 7. Platz – kein Ticket nach Tokio.
1966: Die Damen-Auswahl gewinnt Bronze bei der EM in der Rumänien.
1967: Gastgeber der XII. internationalen FIBA-Konferenz / Die Damen werden 4. bei der WM in der CSSR.
1968: Das Team der Akademie der Wissenschaften Ost-Berlin gewinnt Europapokalspiele gegen Barcelona und Ljubljana / Die Damen werden 4. bei der EM in Italien.
1969: Chemie Halle erreicht das Endspiel im Europa-Cup der Landesmeister und trifft auf TTT Daugawa Riga. Am 16.04.1969 unterliegt Halle im Heimspiel mit 48:62, am 23.04.1969 verliert Halle auch das Rückspiel in Riga mit 54:82.
1969: Ein SED-Beschluss stuft Basketball als „nicht besonders förderungswürdig“ herab; die Sportart versinkt in der internationalen Zweitklassigkeit
seit 1973 keine internationalen Auftritte von Mannschaft aus Ost-Deutschland
03.11.1989: Auflösung des DBV
1973: letzte Reise der DDR-Basketballer in den Westen zur Challenge Round in Wien

13.06.1990: letztes Länderspiel der DDR

LÄNDERSPIELE:

  • Herren: 284 Länderspiele von 1951 bis 1990 gegen 41 Nationen (Bilanz: 129 Siege, 155 Niederlagen, 45,4% Siegquote)
  • Damen: 279 Länderspiele von 1952 bis 1990 gegen 25 Nationen (Bilanz: 77 Siege, 202 Niederlagen, 27,6% Siegquote)

OLYMPISCHE SPIELE:
Weder eine Damen- noch eine Herren-Nationalmannschaft hat sich für die Olympischen Spiele qualifizieren können.

TEILNAHME AN EUROPAMEISTERSCHAFTEN:

  • Herren (6 Teilnahmen): 1953 (14. Platz – gesamtdeutsche Mannschaft), 1959 (14.), 1961 (12.), 1963 (6.), 1965 (10.), 1967 (14.)
  • Damen (6. Teilnahmen): 1952 (12. Platz), 1958 (9.), 1964 (6.), 1966 (3.), 1968 (4.), 1972 (7.)

TEILNAHME AN WELTMEISTERSCHAFTEN:

  • Herren: –
  • Damen (1 Teilnahme): 1967 (4. Platz)

DEUTSCH-DEUTSCHE BEGEGNUNGEN (Länderspiele zwischen Ost- und Westdeutschland):

  • 21.04.1960 in Halle / Saale: Olympia-Ausscheidung – DDR gewinnt mit 81:53 (37:26)
  • 24.04.1960 in Berlin-West: Olympia-Ausscheidung – DDR gewinnt mit 60:58 (26:34)
  • 07.05.1964 in Osnabrück: Olympia-Ausscheidung – DDR gewinnt mit 81:53 (37:26)
  • 10.05.1964 in Berlin-Ost: Olympia-Ausscheidung – DDR gewinnt mit 77:60 (33:25)
  • 01.06.1968 in Sofia: Olympia-Qualifikation – DDR gewinnt mit 81:45 (53:24)
  • 17.05.1973 in Wien: EM-Challenge Round – DDR verliert mit 72:76 (44:39)

DDR-Meister (Herren)

Erstmals in der Saison 1952/1953 ausgetragen.
Rekordmeister: BSG AdW Berlin mit 11 Titeln

  1. 1953 HSG Wissenschaft HU Berlin
  2. 1954 HSG Wissenschaft HU Berlin
  3. 1955 HSG Wissenschaft HU Berlin
  4. 1956 HSG Wissenschaft HU Berlin
  5. 1957 HSG Wissenschaft HU Berlin
  6. 1958 HSG HU Berlin
  7. 1959 HSG HU Berlin
  8. 1960 HSG HU Berlin
  9. 1961 HSG HU Berlin
  10. 1962 ASK Vorwärts Halle
  11. 1963 SC Chemie Halle
  12. 1964 SC Chemie Halle
  13. 1965 ASK Vorwärts Leipzig
  14. 1966 ASK Vorwärts Leipzig
  15. 1967 ASK Vorwärts Leipzig
  16. 1968 ASK Vorwärts Leipzig
  17. 1969 ASK Vorwärts Leipzig
  18. 1970 SG KPV 69 Halle
  19. 1971 HSG K-M-U Leipzig
  20. 1972 SG KPV 69 Halle
  21. 1973 HSG K-M-U Leipzig
  22. 1974 BSG AdW Berlin
  23. 1975 HSG K-M-U Leipzig
  24. 1976 HSG K-M-U Leipzig
  25. 1977 HSG K-M-U Leipzig
  26. 1978 BSG AdW Berlin
  27. 1979 BSG AdW Berlin
  28. 1980 BSG AdW Berlin
  29. 1981 BSG AdW Berlin
  30. 1982 BSG AdW Berlin
  31. 1983 BSG AdW Berlin
  32. 1984 BSG AdW Berlin
  33. 1985 BSG AdW Berlin
  34. 1986 BSG AdW Berlin
  35. 1987 BSG AdW Berlin
  36. 1988 HSG TU Magdeburg
  37. 1989 HSG TU Magdeburg
  38. 1990 BSG AdW Berlin

DDR-Meister (Damen)

Erstmals in der Saison 1953/54 ausgetragen.
Rekordmeister ist der SC Chemie Halle bzw. SG KPV Halle 69 mit 24 Titeln.

  1. 1954 BSG Rotation Mitte Leipzig
  2. 1955 BSG Rotation Mitte Leipzig
  3. 1956 HSG Wissenschaft HU Berlin
  4. 1957 HSG Wissenschaft HU Berlin
  5. 1958 HSG Wissenschaft HU Berlin
  6. 1959 HSG Wissenschaft HU Berlin
  7. 1960 SC Chemie Halle
  8. 1961 SC Chemie Halle
  9. 1962 SC Rotation Berlin
  10. 1963 TSC Berlin
  11. 1964 SC Chemie Halle
  12. 1965 SC DHFK Leipzig
  13. 1966 SC DHFK Leipzig
  14. 1967 TSC Berlin
  15. 1968 SC Chemie Halle
  16. 1969 SC Chemie Halle
  17. 1970 SG KPV 69 Halle
  18. 1971 SG KPV 69 Halle
  19. 1972 SG KPV 69 Halle
  20. 1973 SG KPV 69 Halle
  21. 1974 BSG EBT Berlin
  22. 1975 SG KPV 69 Halle
  23. 1976 SG KPV 69 Halle
  24. 1977 SG KPV 69 Halle
  25. 1978 SG KPV 69 Halle
  26. 1979 SG KPV 69 Halle
  27. 1980 SG KPV 69 Halle
  28. 1981 SG KPV 69 Halle
  29. 1982 SG KPV 69 Halle
  30. 1983 SG KPV 69 Halle
  31. 1984 SG KPV 69 Halle
  32. 1985 SG KPV 69 Halle
  33. 1986 SG KPV 69 Halle
  34. 1987 SG KPV 69 Halle
  35. 1988 SG KPV 69 Halle
  36. 1989 SG KPV 69 Halle
  37. 1990 SG KPV 69 Halle

Basketball-Stars aus dem sozialistischen Ausland zu DDR-Zeiten :
Arvydas Sabonis, Sarunas Marciulionis, Nikos Gallis, Dražen Petrović, Rimas Kurtinaitis

Quellen:
Cremer et al. (1991): Faszination Basketball; Hoch (1995): Basketball. Wissen von A-Z