Playoff-Auftakt: Ulm überrascht in Berlin
Alles war frisch aufgesetzt für den Playoff-Auftakt in Berlin. Sogar die Federn des Albatros rochen nach neun Tagen Pause nach Persil. Ein frisches Spiel lieferte über 40 Minuten aber nur ratiopharm ulm ab. Mit 88:64 fertigte der Hauptrundensiebte den Favoriten ab.
Nervös ging es ins erste Viertel. Bei beiden Teams häuften sich die Turnover, auch durch viele enthusiastische Aktionen, die in Offensivfouls resultierten. ALBA zeigte sich dabei von der Dreierlinie treffsicherer, während Ulm die Bretter dominierte. Am Ende des ersten Viertels schien das Momentum zu ALBA zu schwappen: Johannes Thiemann hängte Brandon Paul dessen drittes Foul an und verwandelte zum 17:16. Doch Thomas Klepeisz stellte die Halle per Buzzerbeater wieder ruhig (17:19).
Christ Koumadje brachte das Stimmungsbarometer zu Beginn des zweiten Viertels wieder hoch:
Assistiert von Jaleen Smith, der in einer Minute zwei Dreier einstreute. Offensiv lief bei den Berlinern in dieser Phase viel mehr zusammen. Ben Lammers und Thiemann wussten gut, wenn die Ulmer Defensive stand, auch schwierige Abschlüsse unterzubringen. Bei Ulm war hierfür Yago dos Santos verantwortlich: Der pfeilschnelle Point Guard hatte nach 16 Minuten bereits 13 Punkte auf dem Konto und holte die Ulmer aus ihrer kurzweiligen Formschwäche. Jonas Mattisseck musste anerkennen: Dos Santos ist sehr gut in die Zone gekommen und hat sonst stark abgestoppt und die Dinger getroffen.“ Fedor Zugic brachte die Schwaben in der 17. Minute per Dreier mit 36:35 in Front. Thiemann war dann der ausschlaggebende Faktor, der trotz des starken dos Santos ALBA zur Halbzeit mit 44:42 in Front hielt.
Ulm demontiert Alba in der zweiten Hälfte
Die Anspannung aus den ersten Minuten war auch nach der Halbzeit zu spüren. Beide Teams ließen ansehnlichen Basketball weitestgehend vermissen. Dos Santos und die Ulmer bekamen, trotz Berlins Hoheit unter den Brettern, mehr Bälle im Korb unter. 54:58 stand es nach dem dritten Viertel, 21 davon (8/10 FG) gingen auf das Konto des Ulmer Spielmachers aus Brasilien.
Ulm ergriff die Chance beim Schopf: Sehr gute Rotationen in der Defensive und viel Einsatz ließen die Hauptstädter gut vier Minuten lang nicht punkten. Während dos Santos verschnaufte, nahm Nachwuchshoffnung Juan Nunez das Zepter in die Hand und leitete das Spiel der Gäste geschickt. Berlins Coach Israel Gonzalez nahm zwei Auszeiten, bevor das Viertel vorbei war, doch Ulm kam besser raus. Gegen das Pick-and-Roll fand dos Santos Landsmann Bruno Caboclo frei unter dem Korb. Auch die Halfcourt-Trap der Berliner entzauberte der Hauptrundensiebte geschickt: Josh Hawley flog spektakulär zum Alley-Oop ein.
Die in der BBL erfolgsverwöhnten Fans aus Berlin wussten gar nicht, wie ihnen bekam. Ulm spielte souverän, ALBA traf fast gar nichts. Nur 13 Pünktchen in 17 Minuten ließen die Schwaben zu und setzten eine 22:0-Lauf oben drauf. „Ulm hat es uns wirklich schwer gemacht, in unsere Laufwege zu kommen“, sagte Luke Sikma.
Erst Koumadje, der reichlich spät ins Spiel kam, brachte etwas Energie für die Berliner aufs Parkett. Doch Ulm ließ sich nicht beirren. Dos Santos und Pauls „in your face“-Dreier werden die Berliner, die fast mit 30 Punkten Differenz verlieren (64:88), so schnell nicht vergessen. „88 Punkte dürfen auf keinen Fall passieren. Das wird auch nicht noch mal passieren. Aber wir müssen beim nächsten Mal auf jeden Fall mit mehr Härte spielen“, machte Mattisseck deutlich.