Thomas Klepeisz: „Sieben Minuten vor dem ersten Spiel gegen ALBA kam der Philosoph aus mir raus“
Der Meistertitel von ratiopharm ulm ist geschichtsträchtig, Thomas Klepeisz erklärt im Podcast-Interview die Gründe für den „sensationellen Playoff-Run“. Der Ulmer Kapitän spricht außerdem über die Symbiose zwischen Anton Gavel und Tyron McCoy und deckt zum Trash-Talk zwischen Yago dos Santos und TJ Shorts sowie zu Yagos Frisur auf.
„Sieben Minuten vor dem ersten Playoff-Spiel gegen ALBA im Team-Huddle kam dieser Philosoph aus mir raus, und ich habe [zu den Jungs gesagt: Gute Geschichten im Sport, im Leben fangen immer damit an, dass jemand an sich selbst glaubt].“ Das war laut Thomas Klepeisz das Ulmer Mantra in den Playoffs und einer der Grüne für den „sensationellen Playoff-Run“ – bei dem der Hauptrundensiebte erst den amtierenden Meister Berlin, dann den amtierenden Pokalsieger München und schließlich den Champions-League-Sieg Bonn besiegte und den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte feierte.
Der Ulmer Kapitän spricht im gut 40-minütigen Podcast-Interview außerdem über die Symbiose zwischen Anton Gavel und Tyron McCoy, die Herausforderungen gegen Bonns Tagging-up-Prinzip und deckt zum Trash-Talk zwischen Yago dos Santos und TJ Shorts sowie zu Yagos Frisur auf.
Zitate von Thomas Klepeisz aus dem Podcast
Über den Ulmer Playoff-Lauf: „Sieben Minuten vor dem ersten Playoff-Spiel gegen ALBA im Team-Huddle kam dieser Philosoph aus mir raus, und ich habe [zu den Jungs gesagt: Gute Geschichten im Sport, im Leben fangen immer damit an, dass jemand an sich selbst glaubt]. Das war das Mantra unserer Playoffs und einer der Gründe, warum wir diesen Lauf gestartet haben: Weil wir als Mannschaft an uns geglaubt haben. Wir konnten in den Playoffs bei der Intensität eine Schippe drauflegen, vor allem defensiv haben unsere beiden Point Guards die Richtung vorgegeben und Druck auf die gegnerischen Aufbauspieler gemacht. Die Mannschaft hat da sensationell mitgezogen. Dadurch haben wir defensiv viel mehr Druck auf den Gegner ausüben können und daraus resultierend auch offensiv leichteres Spiel gehabt – im Sinne von mehr Selbstvertrauen, weil du dich auf die Defense verlassen kannst. Die Defense waren über Strecken der regulären Saison noch ein wenig unser Problem, das haben wir in den Griff bekommen. Das war einer der Gründe, warum wir so einen sensationellen Playoff-Run starten konnten.“
Über Yagos blondgefärbten Haare: „Wir haben schon die ganze Saison gefordert, dass er wie Neymar aussehen und sich auch die Haaren färben sollte. Er meinte, wenn wir in die Finals kommen, macht er es. Dass er dort dann auf TJ Shorts trifft, und beide sich sehr ähnlich sehen, war schon sehr lustig. Ich finde es cool, dass er das wirklich durchgezogen hat. Ich hatte von ihm eigentlich dir Frisur von Ronaldo verlangt, [dem brasilianischen Stürmer bei der WM 2002], als dieser nur vorne ein paar Haare hatten stehen lassen und sonst eine Glatze trug – das sah richtig bescheuert aus.“
Über Yagos Spiel und Entwicklung: „Spielerisch haben mich am meisten die Runs begeistert, die er selbst starten kann: Er kann in zwei Minuten zehn Punkte machen und das Spiel komplett drehen. Diese Qualitäten haben uns Playoff-Spiele gewonnen. Das geht so schnell: Er dribbelt nach vorne und wirft aus zehn Metern ein Ding drauf. Er hat zwar auch wilde Würfe genommen, aber Anton hat ihm die Freiheiten gelassen – und deswegen konnte er auch so explodieren.“
Über das Ulmer Trainerduo: „Anton Gavel und Tyron McCoy haben sich super verstanden. Ich hatte in meiner Karriere noch nie das Gefühl, dass sich zwei Coaches so gut ergänzen und so gut miteinander auskommen. Anton hat Ty – und auch uns Spielern – immer den Raum gelassen, sich einzubringen. Eigentlich ist Ty neben Anton ein zweiter Head Coach gewesen. Anton hat das auch zugelassen. Manche Head Coaches würden sich bedroht fühlen und denken, dass der Assistant seinen Job wolle. Aber das war eine perfekte Symbiose und hat der Mannschaft Selbstvertrauen und Vertrauen in die beiden gegeben. Über eine EuroCup-Saison nur einen Assistant Coach gehabt zu haben: wieviele Gegner wir vorbereitet haben, wieviel Video geguckt haben… Das kann man nicht hoch genug anrechnen.“
Sein Takeaway zu der Saison: „Es hat sich bestätigt, dass man als kleinerer Verein bei Personalentscheidungen ein Risiko eingehen muss, und dass dieses Risiko manchmal belohnt wird. Dass du Spielern Vertrauen geben musst. Ich weiß nicht, wieviele Vereine schon früh die Reißleine gezogen hätten: vielleicht nach einem Monat, bei Trainer- oder Point-Guard-Fragen. Ich glaube schon, dass viele von außen schon sehr früh viel Druck ausgeübt und sehr negativ über unsere Mannschaft gesprochen haben.“