Nach 57-Punkte-Swing: Ulm steht vor der ersten Meisterschaft

Nach einer Blowout-Niederlage im zweiten Final-Spiel schießt ratiopharm ulm die Telekom Baskets Bonn mit 112:84 in der dritten Partie aus der Halle und steht kurz vor dem Titel.

Die Telekom Baskets Bonn hatten vor dem dritten Spiel der BBL-Endspielserie in dieser Saison erst sechs Pflichtspiele verloren – mit maximal sechs Punkten Differenz, zusammengerechnet mit 23 Zählern Differenz. Und dann kam ratiopharm ulm und schoss die Bonner mit 112:84 ab.

Damit ist das Team von Head Coach Anton Gavel in der „Best of five“-Serie mit 2-1 in Führung gegangen und würde mit einem weiteren Heimerfolg am Freitag den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte feiern. Mit 112 Punkten stellten die Ulmer einen Rekord in der modernen BBL-Geschichte seit digitaler Datenerfassung zur Saison 1998/99 aus, den bislang ALBA BERLIN mit 108 Zählern in den Finals 2001 gehalten hatte. Umso beachtlicher, hatten die Ulmer die zweite Partie doch mit 29 Zählern Differenz verloren. „Das war unsere schlechteste Verteidigungsleistung der gesamten Saison“, konstatierte Bonns Cheftrainer Tuomas Iisalo.

Nach einem 21:4-Lauf Ende des zweiten Viertels hatten die Ulmer zur Pause mit 53:30 geführt, in der zweiten Hälfte setzten sich die Gastgeber auf bis zu 33 Zähler Differenz ab. Dabei verloren die Ulmer erst nach 26 Spielminuten das erste Mal den Ball. Die Ulmer brillierten im Gegensatz zu Bonn aus dem Catch-and-Shoot und drückten auf das Tempo. Vor allem Karim Jallow (24 Pkt, 13/14 FT) und Brandon Paul (23 Pkt, 7/13 3FG) – der allein im zweiten Viertel vier Dreier versenkte – gingen hierbei voran.

Auch Bruno Caboclo (20 Pkt) überzeugte im Pick-and-Roll, nachdem der Ulmer Center in den ersten beiden Spielen noch einen schweren Stand hatte. Dabei profitierte er von ersatzgeschwächten Bonnern: Center Michael Kessens wird der Iisalo-Truppe in den Finals nicht mehr zur Verfügung stehen, nachdem er nach seinem Schubser im zweiten Spiel gegen Caboclo für drei Pflichtspiele gesperrt worden war.

Dabei sorgte die BBL bei diesem überzogenen Strafmaß (bei einer Tätlichkeit im minderschweren Fall wäre Kessens nur für ein Spiel gesperrt worden war, der Spielleiter stufte die Aktion aber als „normale“ Tätlichkeit ein) für Verwirrung: In einer ersten Pressemitteilung erklärte die Liga unter Erklärung des Spielleiters Dirk Horstmann, eine Berufung sei möglich – nur um tags darauf zu berichtigen, dass in den Playoffs so etwas nicht mehr gestattet sei.

So stehen die Bonner vor der schweren Aufgabe, bis zum Freitag nicht nur ihre höchste Saisonniederlage zu verdauen, sondern erneut ersatzgeschwächt antreten zu müssen. Derweil haben die Ulmer die Chance, als erster Hauptrundensiebte der BBL-Geschichte die Meisterschaft zu gewinnen. Bis dahin hatten es nur drei Hauptrundenfünfte geschafft (Leverkusen 1985, Berlin 2002, Bamberg 2010), den Titel zu holen