Berlin entscheidet Saisonauftakt für sich
Technische Probleme vor dem Spiel in der Mercedes-Benz Arena: keine Musik, keine Choreo und auch kein Einlauf-Video der Heimmannschaft (bei der u.a. die EM-Bronze-Gewinner Johannes Thiemann und Maodo Lo sowie der langzeitverletzte Marcus Eriksson fehlten). Auf dem Spielfeld zeigte sich dann eine andere Seite: In einem packenden, sehr anspruchsvollen Spiel setzte sich ALBA BERLIN erst in der letzten Minute gegen starke Veolia Towers Hamburg mit 81:78 durch.
Keine (spiel-)technischen Probleme im Auftaktviertel
Raoul Korners Towers zeigen von Beginn an eine gut geölte Halfcourt-Trap, die ALBA etwas aus dem Konzept brachte. Zum Glück der Heimmannschaft fand Ben Lammers häufig in den letzten Sekunden den freien Raum für sechs Punkte. Auf Hamburger Seite war James Woodard mit schöner Wurftechnik zur Stelle.
Auch Ziga Samar, der aus der Hauptstadt in die Hansestadt ausgeliehen wurde, präsentierte eine astrein-versierte offensive Werkzeugkiste (5 Pkt, 3 Ast). „Er hat schon eine sehr starke Übersicht und viel Talent. Ich bin nicht überrascht, dass Himar Ojeda ihn unter Vertrag genommen hat“, war Luke Sikma voll des Lobes für den jungen Slowenen, der an die Towers ausgeliehen wurde. Für sein Team scannte der Power Forward gewohnt souverän die Fehlerquellen der Towers-Defense für vier Assistenten in sechs Minuten.
Die Basketballmaschine läuft weiter
Im zweiten Viertel setzte ALBA-Coach Israel Gonzalez mehr auf seine bekannte, übriggebliebene Euroleague-Rotationen mit Sikma als Schaltzentrale. Hamburg zeigte derweil auch außerhalb der Halfcourt-Trap stabiles defensives Handwerk.
Für den Hammer sorgte allerdings Lammers mit dem Monsterblock gegen Yoeli Childs:
Hamburg war in der Offense vor allem mit dem gut geölten Pick-and-Roll erfolgreich. Samar sowie Kendale McCullum dirigierten, sezierten und fanden die immer wieder bereitstehenden Schützen und Cutter der Gäste. Sechs Führungswechsel, sechs Gleichstände zur Halbzeit: 45:45.
Deja-Vu nach der Halbzeit
Hamburgs Pick-and-Roll-Maschine lief immer weiter – der deutsche Meister bekam sie einfach nicht recht in den Griff. Die Towers bewiesen derweil, dass ein Pick-and-Roll nicht immer von zwei, sondern von fünf Spielern gespielt wird.
„Sie haben viele gute Spieler, die echt gut Pick-and-Roll spielen können. Vor allem die kleinen Spieler haben uns heute Probleme bereitet, hoffentlich wird es beim nächsten mal einfacher, heute haben sie uns echt das Leben schwer gemacht“, war ALBA-Wing Yovel Zoosman angetan vom Spiel der Gäste. Auf Berliner Seite zeigte Jaleen Smith zu Beginn seine individuelle Klasse (13 Pkt, 4 Reb, 4 Ast zum dritten Viertel) und knüpfte an seine starke Formkurve aus der EuroBasket an. Acht Führungswechsel, acht Gleichstände, 65:63 zum letzten Viertel.
ALBA hat im Endspurt die Nase vorn
Während beim Publikum die Zähne langsam aber sicher zum Nagelclipper mutierten, zeigten auch beide Mannschaften auf dem Feld immer mehr Nerven. Sowohl im Abschluss, als auch bei den finalen Pässen fehlte der letzte Feinschliff. Smith hatte dann 17 Sekunden vor dem Schluss die Chance, ALBA auf drei Punkte in Front zu bringen, verwarf allerdings. Während 7.328 Herzen in der Mercedes-Benz Arena stillstanden, spitzelte der Floor General anschließend den Ball aus Woodards Händen. Louis Olinde und Lukas Meißner schmissen sich aufs Spielgerät – Sprungball und Ballbesitz für das Heimteam.
Auszeit ALBA, acht Sekunden auf der Uhr. Hamburg muss foulen. Doch die Gäste kriegen den ballführenden Spieler nicht zu greifen. Erst mit 0,4 Sekunden auf der Uhr wird Tamir Blatt gefoult, der Israeli verwandelt beide Freiwürfe zum 81:78-Endstand. „ALBA hat das sehr gut gemacht, sie haben den Ball sehr gut gepasst, aber der Vorsatz zu foulen war da“, so Coach Raul Korner nach dem Spiel.
Stimmen zum Spiel
Raoul Korner (Coach Veolia Towers Hamburg) über das Spiel: „Wir sind ein bisschen nervös in die Partie gestartet. Man hat gemerkt, dass wir uns viel vorgenommen haben, was uns aber gelähmt und nicht beflügelt hat. Unsere Bank hat sich dann zurück ins Spiel gefightet. Es war von Anfang bis Ende eine enge Partie, in der sich am Ende die erfahrenere Mannschaft durchgesetzt hat. Am Ende kommt es auf ein-, zwei Possessions an, die ALBA für sich entscheiden konnte. Trotzdem haben wir zwar nicht großartig, aber solide gespielt.“
Korner über Ziga Samar: „Er ist ein Spieler, der für sein Alter sehr reif spielt und die notwendige Würze hat. Das bringt neue, kreative Dimensionen in unser Spiel. Er ist ein Typ Spieler, den ich extrem gerne mag, weil er das gewisse Etwas hat, was vielen Spielern fehlt. Samar passt spielerisch und menschlich sehr gut zu uns. Ich würde ihn gern länger ausleihen, vielleicht können wir darüber sprechen (lacht).“