Franchise Fives: Milwaukee Bucks

Kareem Abdul-Jabbar und Oscar Robertson bildeten bei den Milwaukee Bucks ein Inside-Outside-Duo, das in der NBA-Historie seinesgleichen sucht. Folgerichtig führen sie das All-Time-Team der Franchise als Leithirsche an.

In einer lose fortlaufenden History-Serie stellen wir auf basketball.de die herausragenden Starting Fives aller 30 NBA-Franchises zusammen und zur Diskussion.

Neben den Startern werden im Hinblick auf 70 Jahre NBA (inklusive ABA) zudem ihre Backups sowie insgesamt 30 Head Coaches benannt.

Die „Auserwählten“ müssen mindestens vier Jahre für das jeweilige Team erfolgreich gespielt/gearbeitet haben. Dabei stehen ihre Leistungen für die betreffende Mannschaft und nicht die Gesamtkarrieren im Fokus. Auch müssen die Profis auf der Position zum Einsatz kommen, auf der sie für das jeweilige Team aufgelaufen sind.

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Als Expansion-Team wurden die Milwaukee Bucks zur Saison 1968/69 in die NBA aufgenommen. Bereits im Folgejahr zogen sie dank Nummer-eins-Pick Kareem Abdul-Jabbar mit 56 gewonnenen Partien erstmals in die Playoffs ein. Und damit nicht genug: Von 1970 bis 1974 fuhren die Bucks um Abdul-Jabbar, Oscar Robertson und Bob Dandridge 66, 63, 60 und 59 Saisonsiege sowie zwei Finalteilnahmen ein (1971, 1974).

Auf ihrem Weg zum Titel legte eine der dominantesten Meistermannschaften der NBA-Geschichte 1971 einen 12-2-Playoff-Lauf inklusive Finals-Sweep hin – bei einer unerreichten Durchschnittsdifferenz von 14,5 Punkten.

In den Achtzigerjahren erlebte die Franchise aus Wisconsin eine zweite Erfolgsära, als in Milwaukee ununterbrochen Postseason-Basketball gespielt wurde. Allein dreimal standen die Hirsche binnen sieben Saisons (1980-1987), in denen sie mindestens 50 Spiele gewannen, in den Conference Finals.

Folgerichtig sind hier zuvorderst Akteure aus jenen beiden Hochzeiten der Hirsche versammelt.


Point Guard: Oscar Robertson

Teamzugehörigkeit: 1970-1974 | Kernstats: 16,3 PpG, 7,5 ApG, 4,9 RpG, 37,5 MpG

Nach zehn semi-erfolgreichen Spielzeiten in Cincinnati kam Oscar Robertson 1970 via Trade nach Milwaukee. Gemeinsam mit Kareem Abdul-Jabbar und Bob Dandridge bildete der vormalige Liga-MVP (1964) und elfmalige All-NBA-Teamer ein formidables Trio, das die Bucks umgehend zu 66 Siegen und zum Titel trug.

Robertson selbst legte 1971 in der Postseason 18,3 Punkte, 8,9 Assists, 5,0 Rebounds auf. Und auch in den drei Folgejahren, in denen die Bucks nie weniger als 59 Saisonspiele gewannen, machte „The Big O“ als über Dreißigjähriger seinen Einfluss geltend. Als der herausragende Aufbauspieler der Sechzigerjahre 1974 nach der Finalniederlage gegen die Celtics (3-4) seine Karriere in Wisconsin beendete, hatte das Team unter seiner Führung eine Vierjahresbilanz von 248 Saisonsiegen und nur 80 Niederlagen vorzuweisen.

Besonders mit Abdul-Jabbar bildete der zwölffache All-Star in Milwaukee ein Inside-Outside-Duo, das in der NBA-Historie seinesgleichen sucht. Robertson überzeugte dabei als smarter Spielgestalter, der die herausragende Bucks-Offensive orchestrierte. So verstand es der 1,96 große Ausnahme-Aufbau wie seinerzeit kein zweiter Point Guard, die Mitspieler als Passgeber einzubinden und ihnen einfache Würfe zu verschaffen. Ob aus dem Pick-and-Roll und dem Postup, per Drive zum Korb oder aus Isolationen und der Transition heraus – Robertson glänzte mit seiner Effizienz, Übersicht und seinem Spielverständnis.

Hinzu kam das methodische Mitteldistanzspiel des originären NBA-Quarterbacks, der seinen kräftigen Körper gekonnt einzusetzen wusste und jederzeit den Sprungwurf aus dem Dribbling anzubringen vermochte.

In der Defensive war Robertson Durchschnitt, wobei er seine Größe und schnellen Hände nutzte und nicht (negativ) auffiel.

Backup: Sam Cassell (1999-2003: 19,0 PpG, 7,2 ApG, 4,0 RpG, 1,2 SpG)


Shooting Guard: Sidney Moncrief

Teamzugehöigkeit: 1979-1989 | Kernstats: 16,7 PpG, 5,0 RpG, 3,9 ApG, 1,3 SpG, 59,1% TS

Der 1,90 Meter große Combo-Guard spielte zehn Jahre lang in Milwaukee und absolvierte dabei die zweitmeisten Partien und Minuten in der Historie der Hirsche.

Heute kaum bekannt, war Sidney Moncrief seinerzeit ein Unterschiedsspieler, der mit den Bucks in jedem Jahr an den Playoffs teilnahm und dreimal im Ostfinale stand. Nicht zufällig kann der Mann aus Arkansas mit den zweitmeisten Win Shares der Team-Geschichte aufwarten.

Bevor ihn Ende der Achtzigerjahre die kaputten Knie ausbremsten, zählte Moncrief zu seiner Hochzeit (1981-1986) zu den zehn besten Spielern der Liga. Jeweils fünfmal in Folge wurde er in die All-Star-Auswahl, ins All-NBA- sowie ins All-Defensive-Team berufen. Wiederholt war der hartnäckige Außenverteidiger der „Defensive Player of the Year“ (1983, 1984). Zumal „Sid the Squid“ als befähigter Two-Way-Player auch in der Offensive eine sehr solide Option darstelle.

Insbesondere verstand es der effiziente Volume-Scorer, furchtlos den Korb zu attackieren, dort hochprozentig abzuschließen bzw. gekonnt Freiwürfe zu ziehen (diesbezüglich steht er in den Rekordbüchern der Bucks unangefochten an erster Stelle). Zudem hatte der agile und athletische Allrounder seine Mitspieler als kompetenter Passgeber stets im Blick.

So legte Moncrief zu seiner Hochzeit – während der die Bucks nie weniger als 50 Spiele sowie sieben Division-Titel in Serie gewannen – beachtliche Zahlen auf: 21,0 Punkte (59,0% TS), 5,8 Rebounds, 4,7 Assists und 1,5 Steals in 36,9 Minuten pro Einsatz.

Zu Recht gehört „Sir Sids“ #4 zu den acht Trikotnummern, welche die Franchise nicht mehr vergibt und unter die Hallendecke gezogen hat.

Backup: Ray Allen (1996-2003: 19,6 PpG, 4,6 RpG, 3,8 ApG, 40,6% 3FG, 3x All-Star, 1x All-NBA)


Small Forward: Bob Dandridge

Teamzugehörigkeit: 1969-1977, 1981/82 | Kernstats: 18,6 PpG, 7,3 RpG, 3,2 ApG, 1,5 SpG

Häufig übersehen oder unterschätzt, war Bob Dandridge ein integraler Bestandteil der „Big Three“ der Bucks, die 1971 überzeugend den Titel gewannen und 1974 in den Finals den Celtics knapp unterlagen.

Als 45. Pick von Milwaukee 1969 spät gedraftet, präsentierte sich der 1,98 Meter große Flügelspieler aus Virginia als fähiger Allrounder, der an beiden Enden des Feldes brillierte und seine namhaften Nebenmänner konstant entlastete.

So war „Bobby D“ ein starker Verteidiger und zugleich ein sehr effizienter Offensivakteur, der für sich selbst und andere kreieren konnte. Dabei brachte Dandridge – nicht umsonst auch „Greyhound“ genannt – seine Schnelligkeit und Beweglichkeit ein. Zudem hatte der professionelle Teamplayer einen verlässlichen Midrange-Jumper anzubieten, den er als „Clutch“-Scorer gewinnbringend einzusetzen verstand.

Im Dienste der Bucks wurde Dandridge dreimal zum All-Star-Game eingeladen (1973, 1975, 1976). Nach einem vierjährigen Gastspiel bei den Washington Bullets, die er 1978 als Leistungsträger zum Titelgewinn und 1979 in die Finals geführt hatte, beendete er seine Erfolgskarriere 1982 in Milwaukee.

Noch immer ist der vielseitige Two-Way-Player der Franchise-Leader in puncto Spielminuten. Bei den Rebounds rangiert er auf dem zweiten Platz, bei den Punkten auf dem fünften Rang. Ferner hat kein Spieler in den Siebzigern in den NBA-Finals mehr Punkte als Dandridge erzielt.

Backup: Marques Johnson (1977-1984: 21,0 PpG, 7,5 RpG, 3,7 ApG, 53,0% FG, 4x All-Star, 3x All-NBA)


Power Forward: Terry Cummings

Teamzugehörigkeit: 1984-1989, 1995/96 | Kernstats: 19,4 PpG, 7,8 RpG, 2,3 ApG, 1,3 SpG

Keine Frage, an dieser Stelle wird in naher Zukunft der Name „Giannis Antetokounmpo“ stehen. Bis dem derzeitigen Franchise-Player der Bucks die Starterrolle zukommt, fungiert Terry Cummings als würdiger Platzhalter.

Der vormalige Rookie des Jahres (1983) stieß zur Saison 1984/85 per Trade von den Clippers zu den Bucks. Über fünf Spielzeiten, in denen Milwaukee im umkämpften Osten zu den Top-Teams der Liga gehörte, lieferte Cummings zuverlässig ab.

Im Schnitt steuerte der zweimalige All-Star und All-NBA-Teamer (1985, 1989) seinerzeit 21,7 Zähler (48,6% FG), 8,3 Rebounds, 2,6 Assists und 2,2 Stocks bei. Beachtliche Werte, die er in der Postseason bestätigte.

Dabei brillierte der dynamische 2,06-Meter-Mann als kraftvoller und laufstarker Spieler, der die Bretter putzte sowie als versierter Scorer den Ball auf den Boden setzen konnte. Zumal der Chicagoer den Sprungwurf im Repertoire und seine Mitspieler im Blick hatte, und am defensiven Ende keineswegs abfiel.

Nach einem Trade zu den Spurs (1989), wo Cummings an der Seite von David Robinson über mehrere Jahre effektiv beitrug, kehrte er Mitte der Neunziger als Veteran für eine Spielzeit zu den Bucks zurück. Mit 38 Jahren beendete er seine Karriere im Jahr 2000.

Erinnert sei auch daran, dass T.C. nicht „nur“ spielerisches Talent mitbrachte:

Backup: Giannis Antetokounmpo (2013- : 18,5 PpG, 8,2 RpG, 4,1 ApG, 2,5 S/BpG, 3x All-Star, 2x All-NBA)


Center: Kareem Abdul-Jabbar

Teamzugehörigkeit: 1969-1975 | Kernstats: 30,4 PpG, 15,3 RpG, 4,3 ApG, 4,6 S/BpG, 54,7% FG

Die ersten sechs Saisons seiner 20-jährigen Profikarriere verbrachte einer der besten Spieler der NBA-Geschichte in Milwaukee. Dabei verhalf der dominanteste Akteur der Siebzigerjahre den Bucks als Zweitjahresprofi zu ihrer ersten und bisher einzigen Meisterschaft (1971).

Binnen sechs Jahren war Kareem Abdul-Jabbar dreimal der wertvollste Spieler der Liga (1971, 1972, 1974) sowie in aufeinanderfolgenden Spielzeiten ihr Topscorer (1970/71: 31,7 PpG, 1971/72: 34,7 PpG). Zudem vertrat der Big Man die Bucks sechsmal in Serie beim All-Star-Game, während er wiederholt im All-NBA First Team und der All-Defensive-Auswahl stand.

Offensiv war der Rookie des Jahres 1971 als herausragender Post-Player und effizienter Scorer kaum zu stoppen. Abdul-Jabbar verfügte über sehr viel Länge und eine exzellente Fußarbeit, einen soften Touch sowie seinen patentierten, reichweitenstarken Sky Hook. Dazu zeigte sich der 2,18-Meter-Mann erstaunlich flink und gewandt, abseits des Balles aktiv sowie als achtbarer Passgeber.

Und auch wenn Abdul-Jabbar die Überathletik fehlte, war er von Beginn an ein einflussreicher Shotblocker und fähiger Ringbeschützer, der seinerzeit eine der Top-Defensiven der Liga verankerte.

Sonach verkörperte der New Yorker eine unikale, für viele unübertroffene Exzellenz – den NBA-Goldstandard. Für Milwaukee fungierte er als „Game Changer“ und Grundstein der jungen Franchise. Im Sommer 1975 wurde Abdul-Jabbars Wechselwunsch dennoch entsprochen: Bis 1989 lief der „Cap“ für die L.A. Lakers auf, mit denen er fünf Meistertitel gewann und drei weitere Male zum Liga-MVP avancierte.

Backup: Bob Lanier (1980-1984: 13,5 PpG, 5,9 RpG, 2,7 ApG, 54,1% FG, 1x All-Star)


Head Coach: Don Nelson

Genauso gut könnte hier Meistertrainer Larry Costello stehen, der die Bucks zwischen 1968 und 1976 zweimal in die Finals sowie insgesamt sechsmal in die Playoffs führte und dort mit ihnen 62 Prozent der Partien gewann. Bekannt für sein dickes Playbook, galt Costello dabei als engagierter Fachmann, der Spieler besser machte und sie optimal einzusetzen verstand.

Der Zuschlag geht hier dennoch an Trainerlegende Don Nelson. Also an den siegreichsten Coach der NBA-Historie – dem als Übungsleiter gleichwohl ein Meistertitel verwehrt geblieben ist. Immerhin: Als Aktiver gewann Nelson mit den Celtics in elf Spielzeiten fünfmal den Titel.

In Milwaukee erlebte Nelson seine erfolgreichsten Trainerjahre (1976-1987). Zweimal wurde der langjährigste Übungsleiter der Franchise während seiner Amtszeit als „Coach of the Year“ geehrt (1983, 1985). Dabei verbuchten die Bucks unter dem heute 78-jährigen Hall of Famer sieben 50-Siege-Saisons in Serie. Insgesamt neunmal sowie achtmal hintereinander erreichte „Nellie“ mit dem Team aus Wisconsin die Playoffs. Dreimal rückten die Hirsche binnen vier Jahren wiederholt in die Conference Finals vor (1983, 1984, 1986).

Zudem zeigte sich der junge Head Coach, der unmittelbar nach seiner Spielerkarriere mit 36 Jahren ins NBA-Trainergeschäft eingestiegen war, als anerkannter Innovator. Etwa werden die Idee und die Etablierung der Point-Forward-Rolle auf Nelsons Wirken in Milwaukee zurückgeführt. Zumal dieser als Vordenker des „Skill Ball“ gilt und gleichermaßen die ihm aus Celtics-Tagen vertraute Rolle des Sixth Man popularisierte.

Nicht zuletzt formte Nelson die Bucks zur vielleicht besten Defensivmannschaft der Achtzigerjahre.

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