Vom Unicorn zur Führungsfigur in den WNBA Finals
Satou Sabally greift in den WNBA Finals 2025 nach dem Titel.
Mit ihren Phoenix Mercury trifft sie heute Nacht auf die Las Vegas Aces um Superstar A’ja Wilson.
Damit prägen deutsche Spielerinnen die WNBA bereits im zweiten Jahr in Folge entscheidend mit.
Die WNBA spricht Deutsch – Diese platte Verkürzung ist nicht wegen der Pässe interessant, sondern wegen der Leistungen. Für den Geburtsort kann niemand etwas. Für das was man leistet hingegen schon.
Arbeitsethos, Spielintelligenz und Talent sind die Schlüssel zum Erfolg, und davon haben die deutschen Nationalspielerinnen reichlich.
Nach Leonie Fiebich und Nyara Sabally, die mit den New York Liberty letztes Jahr triumphierten, greift nun auch Satou Sabally nach der Krone.
Die 27-Jährige hat sich im Rekordtempo vom ‚Unicorn‘ zur Leitfigur der Phoenix Mercury entwickelt. Selbst der Finals-MVP ist für sie in Reichweite – auch wenn Sabally traditionell wenig Wert auf persönliche Auszeichnungen legt.
Der Meisterschaftstitel dagegen wäre für sie das ultimative (Zwischen?-) Ziel.
Einhörner sind selten – deren Erfolg aber auch
Von Dirk Nowitzki bis Satou Sabally – und warum das Etikett oft zu kurz greift
Der Begriff „Unicorn“ – also „Einhorn“ – geistert seit einigen Jahren durch die Basketballwelt. Gemeint sind Spielerinnen und Spieler, die mit einer seltenen Kombination von Fähigkeiten das klassische Raster sprengen: groß und beweglich, mit Reichweite, aber gleichzeitig fähig zum Ballhandling oder zu defensiver Vielseitigkeit.
Spieler also, die Dinge können, die ihnen ihre Körpergröße eigentlich verwehren sollte – oder umgekehrt: die als kleine Spieler Attribute haben, die eher langen Bigs zugeschrieben werden.
Die ersten „Einhörner“
In der NBA trat der Begriff Mitte der 2010er prominent auf. Kristaps Porzingis wurde schon früh so bezeichnet: ein 2,21-Meter-Spieler, der Würfe blockte, in der Zone Druck erzeugte, aber gleichzeitig als Distanzschütze verlässlich traf.
Auch Bol Bol, Sohn von Manute Bol, erhielt das Label – oft eher als Projektion als ausgereifter Profi. Seine Länge und sein Ballgefühl erinnerten Scouts an ein Videospiel, sein Körper jedoch erwies sich als zu verletzungsanfällig, seine Rolle als zu schwer greifbar.
Noch früher könnte man Dirk Nowitzki als Blaupause nennen. Der Würzburger war mit 2,13 Metern nicht nur ein Big Man, sondern der erste moderne Stretch-Four, der Dreier, Fadeaways und Finesse ins Frontcourt-Spiel brachte.
Nowitzki war kein klassisches „Unicorn“ im heutigen Sinn, aber sein Shooting war so außergewöhnlich, dass er ganze Defensivsysteme neu definierte.
Das Muster ist erkennbar: „Einhörner“ sind Spieler, die nicht in die traditionellen Nomenklaturen passen – „klein, wendig, Shooter, Ballhandler“ versus „groß, Rim Protector, Rebounder“.
Ein Einhorn bricht diese Schubladen also auf:
- Der Shooter in Übergröße: Nowitzki, Porzingis, Karl-Anthony Towns.
- Der Alleskönner mit Spannweite: Giannis Antetokounmpo, Kevin Durant.
- Der hybride Connector: Draymond Green oder in der WNBA Elena Delle Donne, die als lange Spielerin Shooting, Ballhandling und Defense verbindet.
Die Faszination liegt darin, dass ein solcher Skill-Mix Defensiv- und Offensivkonzepte der Gegner sprengen kann.
Wenn der Big Man plötzlich Dreier wirft, kann die Zone nicht mehr verdichtet werden.
Wenn eine Flügelspielerin mit Länge auch noch als Playmakerin agiert, müssen Matchups neu gedacht werden.
Grenzen und Missverständnisse
Doch so verheißungsvoll das Etikett ist, so oft wird es Spielern nicht gerecht.
Ein „Einhorn“ ist keine fertige Rolle, sondern eher eine Projektion, ein Versprechen. Scouts sehen ungewöhnliche Skills und extrapolieren daraus eine mögliche Dominanz.
Die Realität zeigt:
Körperbelastung, Verletzungsrisiken und fehlende Kontinuität im Skillset machen es schwer, den hohen Erwartungen gerecht zu werden.
Kristaps Porzingis musste nach Verletzungen mehrfach seine Rolle neu definieren. Bol Bol ist eher ein „was wäre wenn“-Spieler geblieben.
Auch Dirk Nowitzki war lange nicht „das Unicorn“, sondern musste mühsam den Respekt und das Go der Coaches dafür erkämpfen, dass ein Big von außen Würfe nehmen durfte.
Das moderne Einhorn – auch im Frauenbasketball
Inzwischen hat das Etikett auch die WNBA erreicht. Spielerinnen wie Elena Delle Donne oder Breanna Stewart verbinden Größe, Shooting und Spielverständnis auf eine Weise, die es vor zehn Jahren kaum gab.
Satou Sabally reiht sich in diese Tradition ein: groß, aber beweglich, fähig zum Distanzwurf und gleichzeitig defensiv vielseitig.
Bei den Dallas Wings noch als hybrid Forward eingesetzt, hat sie bei den Phoenix Mercury den Schritt zur Führungsspielerin gemacht.
Ihr Mix aus Scoring, Perimeter-Wurf und defensivem Switch-Potenzial macht sie zu genau dem Spielertypus, der gegnerische Konzepte durchbricht – aber ist das alte Etikett „Unicorn“ vielleicht völlig unfair ihr gegenüber? Macht sie nicht mehr aus als das?
Skillball
Dieser Begriff war nicht nur der feuchte Traum von Masai Ujiri als GM in Toronto, sondern die konsequente Weiterentwicklung der letzten größeren Innovation im Basketball.
Small Ball gilt als Oberbegriff für äußerst schnelle Lineups, die 5-Out spielen können, dabei diverse Pass- und Cutting-Konzepte außerhalb des „gewöhnlichen“ Pick-and-Rolls variieren und im High Post gern mit ballverteilenden Sequenzen und Konzepten agieren.
Vor allem aber sollen möglichst alle Spieler Gefahr von außen ausstrahlen.
Diese Perimeter-Gravitation soll in der Theorie dazu führen, gegnerische Defenses regelmäßig zum Blenden und Kollabieren zu bringen, Räume in der Zone zu öffnen und unterm Strich möglichst viele Dreier oder extrem nah am Rim stattfindende Abschlüsse zu generieren. Gegner mit Finesse und Speed zu überrumpeln.
Wenn man dieses Prinzip nun mit fünf Spielern durchführt, die alle mindestens zwei Meter – besser 2,05 bis 2,10 Meter – groß sind, allesamt über gutes Ballhandling, eine große Armspannweite und einen verlässlichen Dreier verfügen, offensiv wie defensiv athletisch sind und zudem über den nötigen Basketball-IQ verfügen, dann hat man in der Theorie einen Alptraum für jeden Gegner aufzubieten.
Postionslose Teams
Als die Golden State Warriors 2015 mit „Small Ball“ die Liga aufrollten, schien eine neue Ära angebrochen. Fünf Spieler, die alle werfen konnten, schnelle Lineups ohne klassischen Center, dazu variantenreiche Pass- und Cutting-Konzepte.
Das Ziel:
Räume schaffen, Verteidigungen auseinanderziehen, Perimeter-Gravitation erzeugen – und daraus Abschlüsse generieren, entweder jenseits der Dreierlinie oder direkt am Korb.
Doch was wäre, wenn man diese Prinzipien nicht mit „kleinen“ Lineups, sondern mit Spielern von 2,05 bis 2,10 Metern umsetzen würde? Mit Athleten, die zugleich Länge, Ballhandling, Wurfkraft und defensives Verständnis mitbringen?
Genau diese Vision, oft unter dem Schlagwort „Positionless Basketball“ diskutiert, beschäftigt seit Jahren Scouts und General Manager.
Der Kern des Small-Ball-Konzepts:
- 5-Out-Offense – alle Spieler stehen potenziell an der Dreierlinie.
- Hohe Passfrequenz & Cutting – anstelle von starren Pick-and-Roll-Sets.
- High-Post-Playmaking – ein Big als Ballverteiler im Zentrum.
- Spacing & Perimeter-Gravitation – die Defense wird nach außen gezogen, die Zone öffnet sich.
Das Ergebnis: mehr Würfe aus dem Dreierbereich und hochprozentige Abschlüsse am Ring.
Masai Ujiri, Architekt der Toronto Raptors, hat den Gedanken konsequent weiterentwickelt.
Sein Ideal:
eine Mannschaft, die mit lauter „langen Flügeln“ aufläuft – Spieler zwischen 2,00 und 2,10 Meter, athletisch, mit Spannweite, die dribbeln, passen und werfen können.
In der Praxis sah das phasenweise so aus:
Pascal Siakam, OG Anunoby, Scottie Barnes, Precious Achiuwa, Chris Boucher. Um nur einige der Spieler aus der Ära zu nennen.
Kein klassischer Guard, kein traditioneller Center, sondern fünf Spieler mit nahezu identischem Profil: Länge, Vielseitigkeit, Defensive Switchability.
In der Theorie ergibt sich daraus ein Alptraum für jeden Gegner:
- Defensiv:
Jede Pick-and-Roll-Situation kann geswitcht werden. Kein einfaches Missmatch entsteht, da jeder Körper groß, lang und mobil genug ist. - Offensiv:
Jeder Spieler kann werfen, attackieren, den Ball bewegen. Kein „schwacher Link“, keine Position, die von der Defense ignoriert werden kann. - Taktisch:
Wer fünf solcher Spieler aufbietet, zwingt den Gegner, sein klassisches Lineup zu verlassen. Das Spiel kippt in einen Zustand, in dem traditionelle Rollen nicht mehr greifen.
Doch die Realität hat auch diese Vision geerdet. Toronto zeigte, wie schwierig es ist, fünf Alleskönner gleichzeitig aufs Feld zu bringen:
- Nicht jeder „lange Flügel“ hat einen stabilen Wurf. Ohne verlässliche Dreier fällt das Spacing auseinander.
- Ballhandling auf NBA-Niveau ist bei 2,05 Metern Länge keine Selbstverständlichkeit.
- Und: Das Modell verlangt extrem hohen Basketball-IQ, um ständige Switches und Reads in Echtzeit auszuführen.
Die Raptors hatten damit beeindruckende Phasen, aber nie die Konstanz, um die Idee zur dominanten Waffe zu machen.
Dennoch zeigt der Trend: Die Vision lebt. Giannis Antetokounmpo, Kevin Durant, Victor Wembanyama – Spieler, die als „Einhörner“ gelten, könnten die Grundlage dafür sein, dass „Positionless Ball“ mehr sind als eine experimentelle Fantasie.
Wenn irgendwann fünf Wembanyama-Typen gleichzeitig auf dem Feld stehen – lang, beweglich, mit Wurf und Spielverständnis – dann wäre die Liga gezwungen, ihre Konzepte radikal zu überdenken.
Finde das Einhorn
Was für die NBA gilt, gilt in der WNBA fast noch stärker. Für solche Konzepte ist eine Teamzusammenstellung ein Alptraum – jedes andere Team drängt auf die Verpflichtung solcher Spielerinnen. Es gibt davon nicht viele, weder in der NBA noch in der WNBA.
Manchmal brechen Teams diesen Weg auch aus guten Gründen ab. Es hat etwas fast utopisches, solche Teams zusammenstellen zu können. Zudem ist deren Erfolg trotz dieser Herangehensweise nicht garantiert.
In der WNBA kann man sich jedoch nicht auf „Brechstangen“-Methoden verlassen: die reine Suche nach Shooting oder dominanter Athletik, also Einzelskills, die – wenn im Übermaß vorhanden – viele Fehler in den Kaderstrukturen überdecken und kitten können. So extrem ausgeprägt, dass man sich allein auf sie verlassen könnte, sind sie selten.
In der WNBA muss man deutlich „sauberer“, flexibler und stärker nach der „Lehre“ des Winning Basketball agieren. Teams müssen hier wirklich Teams bilden und sich über das Kollektiv stark präsentieren. Gibt es Star-Spielerinnen? Absolut – auch mit extrem gut ausgebildeten Einzelstärken.
Doch für den Griff nach einem Titel braucht es hier mehr als „nur“ Star Power, die in der NBA manchmal ausreichen kann, um ein Team phasenweise zu tragen.
Die Athletinnen, die derartige Skill-Kombinationen mitbringen, sind meist gebunden oder um die Ligaspitze versammelt.
Die nummerisch kleinere Liga, die dichtere Talentverteilung und die engere Rotation erzwingen eine andere Herangehensweise. Wer nur auf Wurf oder Athletik setzt, läuft Gefahr, in entscheidenden Momenten ausgecoacht zu werden.
Kollektive Strukturen, sauberes Spacing, Flexibilität in den Lineups und eine Teamidentität, die über Einzelspielerinnen hinausgeht. Hier ist der Ansatz für Top-Teams in der WNBA.
Ja, es gibt herausragende Stars – von A’ja Wilson über Breanna Stewart bis zu Napheesa Collier. Und ja, ihre individuellen Stärken sind oft spielentscheidend. Aber ohne einen Kader, der defensive Rotationen zuverlässig ausführt, der in der Offense konsequent den Ball teilt ist es schwer in der WNBA.
Saballys Weg zur Spitze
Satou Sabally tritt in diesen Playoffs nicht mehr als Hoffnungsträgerin auf, sondern als zentrale Kraft eines Teams, das mit ihr als Führungsspielerin ernst macht. Die Entwicklungen in den Serien gegen die Minnesota Lynx zeigen, wie sich ihre Rolle verändert hat – und wie sehr sie sich in ihrer Laufbahn gesteigert hat.
- Draft & Start in der WNBA:
Sabally wurde bereits 2020 als Nr. 2 im Draft von den Dallas Wings ausgewählt, direkt nach ihrem starken College-Abschluss an der University of Oregon. - Talente & Vergleich:
Schon früh wurde ihre Vielseitigkeit hervorgehoben – Größe (6-4), Beweglichkeit, Fähigkeit zum Wurf von außen, aber auch Spielübersicht und Rebounding. Sie erhielt in Dallas den Spitznamen „Unicorn“.
Leistungen bei den Wings
- All-Star & Most Improved:
2021 wurde sie All-Star, und 2023 war ihr bis dato stärkstes Jahr bei den Wings:
Durchschnittlich 18,6 Punkte, 8,1 Rebounds, 4,4 Assists pro Spiel. Damit gewann sie auch den Award „Most Improved Player“ - Verletzungsprobleme:
In einigen Saisons hatte Sabally mit Einschränkungen zu kämpfen, insbesondere 2022 war ein herausforderndes Jahr verletzt. Dies hat ihr Potential manchmal überdeckt. - Stärken damals:
In Dallas lag ihr Fokus oft auf Post-Moves, Drives und Einsatz im Low Post, kombiniert mit gelegentlichem Außenwurf. Sie war eine hybride Forward mit Potenzial zur Stretch-Four oder Stretch-Playerin, aber noch nicht durchgehend in der Rolle, die heute sichtbar ist.
- Trade nach Phoenix:
Im Frühling 2025 wurde Sabally von den Wings in einem großen Trade zu den Phoenix Mercury transferiert – zusammen mit Alyssa Thomas, als Teil eines Umbaus des Kaders der Mercury. - Angepasste Erwartungen & Rollenverteilung:
In Phoenix gehört Sabally nun zur „Big Three“ (mit Thomas und Copper). Die Erwartung ist nicht mehr nur: gute Saisonzahlen, sondern Führungsarbeit in engen Spielen, insbesondere im vierten Viertel und in Entscheidungsmomenten.
Phoenix nutzt Saballys Perimeter Gefahr, ihre Fähigkeit, Räume zu schaffen und defensiv flexibel zu sein, stärker als Dallas bisher.
Entwicklung & Unterschiede in Spielstil und Rollenprofil
| Aspekt | Rolle bei Dallas | Rolle bei Phoenix |
|---|---|---|
| Shot Profile | Mehr Drives, Low Post, Midrange; Außendreier kamen, aber nicht konstant als Clutch-Option. | Erhöhter Fokus auf Perimeter, Pick-and-Pop, Spot-Up 3-s in entscheidenden Momenten; Sabally wird gezielt als Option bei defensiven Rotationen genutzt. |
| Verantwortung in Crunchtime | Oft unterstützend; große Würfe kamen, aber nicht immer als Go-to-Option. | Jetzt primäre Schlussspielerin in engen Momenten; übernimmt entscheidende Würfe und führt Offensivzüge im vierten Viertel. |
| Defensive Rolle & Flexibilität | Gute Größe, Rebounding und Post-Defence, aber weniger Matchups gegen Guards/Flügel nach Switches. | Mehr Switches, Hilfe in der Perimeter-Defense, Closeouts, defensive Aufmerksamkeit bei Drives; deutlich breiteres Aufgabenspektrum. |
| Kontinuität & Gesundheitsmanagement | Verletzungen und Herausforderungen | Bessere Gesundheitsphasen, stabilere Einsätze ermöglichen Rhythmus; auch dadurch mehr Vertrauen vom Coachingstaff in wichtigen Momenten? |
Sky is the limit – und warum „Unicorn“ nicht gerecht ist als Label
Ist „Einhorn“ ein faires Label? Reduziert man eine Spielerin dadurch nicht zu stark auf physische Attribute und Einzelskills? Was hat in Toronto damals gefehlt, um die Vision des positionslosen Skillball in Vollendung zu erreichen?
Die nötige mentale Konstitution. Dinge, die man nicht trainieren kann. Dinge, die man sich erarbeiten muss – und die als X-Faktor einen Athleten ausmachen können. Gerade in den ganz großen und vor allem entscheidenden Momenten.
Satou Sabally mag ja formell die Skills und die Athletik haben, die ein Unicorn auch hat. Das ist richtig. Aber der eigentliche Faktor bei ihrem neuen Leistungssprung ist zum einen die neue Rolle, die man ihr in Phoenix gibt. Auch das Coaching in Phoenix wirkt besser als in Dallas.
Viel mehr als das ist sie aber selbst der Grund dafür. Ihre Spielintelligenz ist der entscheidende Faktor – ebenso ihre Resilienz und ihre (auch physischen) Nehmerqualitäten. Man erinnere sich nur an das Olympia-Qualifikationsspiel gegen Brasilien.
Es geht um Dinge, die man eben nicht lernen kann. Ja, der Spruch „Man kann alles coachen, aber Länge kann man nicht coachen“ ist sicherlich richtig.
Aber man kann auch andere Dinge nicht „lernen“. Die muss man sich erarbeiten – in stundenlangen Workouts, Videosessions, Wiederholung um Wiederholung im Gym oder vor dem Monitor mit dem Playbook im Hinterkopf, in Teamgesprächen.
Ebenfalls nicht lernen kann man, wie man in Crunchtime-Phasen einen kühlen Kopf bewahrt. In der Größe des Moments nicht zu schrumpfen, sondern über sich hinauszuwachsen. Das abzurufen, was man kann – und vielleicht sogar noch einmal über die eigenen Grenzen hinauszugehen.
Sabally hat nicht einfach nur mal so eine Serie gut gespielt und ihr Team in die Finals geführt. Das war deutlich mehr. Sie hat als Closerin mehrfach ihr Team in den Conference Finals entscheidend getragen. Das phasenweise oder in ein, zwei Spielen hintereinander zu schaffen, ist die eine Sache.
Sie aber hat strukturell nachgewiesen, dass sie als Star und Option 1 eines Contender-Teams vorangehen kann. Das ist keine Streak oder ein Zufall.
Sie ist kein Unicorn mehr. Sie ist eine wahnsinnig clevere, gut geskillte Starspielerin, die in großen Momenten über sich hinauswächst. Das kann man nicht coachen. Das hat man – oder eben nicht. Coaching kann nur dabei helfen, dieses Potenzial zu heben und die Umgebung dafür zu schaffen.
Den Weg gehen muss die Sportlerin dann allein. Nichts ist einsamer als der Crunch-Wurf in wichtigen Spielen. Satou Sabally hat keine Angst vor diesen Momenten. Sie sucht sie – und man vertraut ihr.
Weil sie eben mehr ist als ein Unicorn.
Sie ist Satou Sabally.
Eine verflucht gute Basketballspielerin.