Bruchlandung aus heiterem Himmel
Die Vorzeichen für eine erfolgreiche Weltmeisterschaft standen so gut wie selten zuvor. Doch bereits nach der Vorrunde ist für das deutsche Team Endstation. Vor allem die Art und Weise wirft Fragen auf.
Nach einer starken EM 2017 und einer überzeugenden WM-Qualifikation wollte die deutsche Nationalmannschaft bei der WM hoch hinaus. Die Vorzeichen für ein erfolgreiches Turnier standen so gut wie selten zuvor. Doch bereits nach der Vorrunde ist für das deutsche Team Endstation. Vor allem die Art und Weise wirft Fragen auf.
Vor fast genau drei Jahren stand die deutsche Nationalmannschaft schon einmal vor dem Abgrund. Nach Niederlagen gegen die Niederlande und in Dänemark drohte das damals noch von Chris Fleming trainierte DBB-Team die Qualifikation zur Europameisterschaft 2017 zu verpassen. Letztlich wurde der Super-GAU doch noch abgewandt.
In der Folge hatte die Nationalmannschaft fast nur noch positive Schlagzeilen geschrieben. Bei der EuroBasket vor zwei Jahren schaltete Deutschland im Achtelfinale Frankreich aus und konnte auch in der Runde darauf den großen Spaniern lange Zeit Paroli bieten. Auch in der anschließenden Qualifikation begeisterte das DBB-Team, das sich so souverän wie nur möglich für die WM-Endrunde qualifizierte, inklusive zweier Siege gegen Top-Nation Serbien.
Auch die Vorbereitung auf die WM verlief (nach außen hin) ohne Komplikationen. Das Team kam erstmals in Bestbesetzung zusammen; Spieler und Trainerteam verbreiteten Optimismus und lobten den Zusammenhalt im Team.
Umso ratloser macht die Art und Weise, wie sich die deutsche Nationalmannschaft bislang in China präsentiert. Schon der Start ins Turnier hätte nicht schlechter laufen können. Bereits nach kurzer Zeit hatte sich die Truppe von Bundestrainer Henrik Rödl gegen Frankreich einen großen Rückstand eingehandelt. Immerhin machte die anschließende Aufholjagd Hoffnung.
In der zweiten Partie gegen die Dominikanische Republik ließ das Team dann aber alles vermissen. Nicht nur hakte es im Angriff an allem, auch die Verteidigung war im Vergleich zum guten Auftritt gegen die Franzosen nicht wiederzuerkennen. Die Folge waren frustrierte Gesichter der Spieler auf dem Parkett sowie Ratlosigkeit auf der Bank. Wurde gegen Frankreich noch die Moral gelobt, schienen gegen die „DomRep“ unter dem Druck des Gewinnen-Müssens auch mentale Probleme hinzuzukommen. Anders sind die vielen vergebenen Korbleger und defensiven Aussetzer nicht zu erklären.
Nach einer derartigen Blamage wie gegen die Dominikanische Republik ist es logisch, dass nach Schuldigen gesucht wird und einzelne (Führungs-)Spieler hinterfragt werden. Bei aller Enttäuschung darf jedoch nicht in Vergessenheit geraten, dass dieses Team in fast der gleichen Zusammensetzung in den letzten Jahren einige Erfolge feiern konnte. Wichtiger und konstruktiver wäre daher, das Turnier sachlich und in Ruhe zu analysieren und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, sei es in puncto Personal, Taktik oder Vorbereitung. Vielleicht dringen in den nächsten Tagen und Wochen auch weitere, noch nicht bekannte Ursachen für das WM-Debakel ans Tageslicht.
Allerdings muss diese Aufarbeitung noch ein wenig warten. Nach dem abschließenden Vorrundenspiel gegen Jordanien wird das deutsche Team noch nicht nach Hause fliegen. Es folgt noch die Platzierungsrunde um die Plätze 17 bis 32. Dort geht es – so surreal das im Moment auch klingen mag – noch um die Teilnahme an einem der vier Qualifikationsturniere zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio. Das DBB-Teams muss nun Schadensbegrenzung betreiben, um zumindest dieses minimalste aller Minimalziele zu erreichen – was in der momentanen Verfassung keine Selbstverständlichkeit ist. Auch wenn DBB-Präsident Ingo Weiss bereits jetzt den Fokus auf die Heim-EM 2021 legt, sollte die Chance nicht leichtfertig vergeben werden.