Berlin zurück in der Erfolgsspur
Nach einer knappen Niederlage gegen Fenerbace Istanbul fährt ALBA BERLIN gegen Panathinaikos Athen, bei denen Star-Neuzugang Mario Hezonja noch nicht im Kader stand, einen wichtigen Sieg ein. Schlüssel zum Sieg war ein stark aufgelegter Johannes Thiemann im letzten Viertel.
Quarantäne, was? Panathinaikos Athen kam bei deren EuroLeague-Gastspiel in Berlin deutlich besser aus den Startlöchern. Das lag vor allem an der erstickenden Defense der Griechen, die in den letzten zwei Wochen scheinbar viel Zeit mit dem Videostudium verbracht hatten. „Respekt an die Athner, die nach zwei Wochen Quarantäne sehr stark starteten“, war auch Rückkehrer Peyton Siva beeindruckt. Direkt die ersten Pin-Downs wurden super verteidigt und abgespitzelt. Auf der anderen Seite las Luke Sikma die Athener Offensive wie ein Buch und nahm das erste Charge an.
Stotternde Motoren zum Spielbeginn
Beide Teams verteidigten intensiv, Panathinaikos blieb allerdings die ganzen 24 Sekunden über konsequent. ALBAs Schnitzer, vor allem beim Pick-and-Roll, wurden von Athen eiskalt ausgenutzt. Trotz zwei Wochen Quarantäne galt: „you can’t teach routine“.
Nach einem 2:8-Rückstand aus Sicht der Heimmannschaft arbeitete Simone Fontecchio am energischsten: Zischer von draußen und im Anschluss ein Vollkontakt-Dunking, dies war ein wichtiger offensiver Output für ALBA vom Italiener.
Siva und Niels Giffey bekamen Ende des ersten Viertels ihre ersten Minuten nach langer Verletzungspause. Siva schnippelte direkt einen schönen Hookpass auf Johannes Thiemann, der schlussendlich in zwei Freiwürfen resultierte. Einen 9:2-Lauf der Heimmannschaft zur 11:10-Führung in der siebten Minute konterte Athen mit einem 7:0-Run. Vor allem Aaron White überzeugte im Nachsetzen mit zwei schönen Tip-Ins, während Ex-NBA-Veteran Shelvin Mack einen schönen Alley-Oop auf Georgois Papagiannis zauberte. So lag Athen nach zehn Minuten verdient mit 11:17 in Führung.
Weder Berlin noch Athen konnten das zweite Viertel dominieren. Wieder starteten die Gäste besser: Krachend per Dunking läutete Ben Bentil die zweite Spielperiode ein. Die Griechen zogen mit einem kleinen Run Punkt für Punkt davon, führten nach 15 Minuten sogar zweistellig. Luke Sikma sorgte dann für Ruhe: als Lenker, Denker und Scorer. 28:34 war der Rückstand zur Halbzeit. Auffällig: Vier Charges zogen die Albatrosse, zwei davon Sikma.
Feuerwerk in in der zweiten Hälfte
Back-to-back-to-back-Dreier nach dem Wiederanpfiff stellten die Weichen auf Offensiv-Feuerwerk: Maodo Lo und Marcus Eriksson bzw. Howard Saint-Roos ließen die Netze glühen. Das Heimteam surfte die Offensive-Welle jedoch länger und scorte in sechs Angriffen in Folge. Nach 36 Minuten holte sich ALBA die Führung zurück, vergaß aber Shelvin Mack in der linken Ecke, der dankend für sechs schnelle Punkte sorgte. 50:53 stand es vor dem letzten Viertel für den sechsmaligen Europa-Champion.
Geisterspielerfahrung, die Erste: Egal in welcher Liga – bei 50/50-Calls war niemand dran. So wird sich in der Euroleague über 50/50-Auspfiffe auf dem gleichen Niveau echauffiert wie in der Kreisliga . Was wir nun wissen: Ioannis Papapetrou hat noch nie in seinem Leben gelogen, Jonas Mattisseck scheinbar auch nicht. Nach einem amüsanten Hin und Her entscheiden die sehr gut zu hörenden Referees: Ball für Berlin.
Die Johannes-Thiemann-Show
Johannes Tiemann sorgte zu Beginn des vierten Viertels für vier wichtige Ausrufezeichen: vier Dreier in fünf Angriffen, der Nationalspieler lief heiß! „Naja, der erste hätte auch rein gemusst“, schmunzelte Thiemann nach dem Spiel.
Nach dem vierten Dreier zog Thiemann nach schönem Jab-Step und Crossover beherzt zum Korb und legte gegen den Mann rein. Mit 16 Punkten avancierte der Big-Guy zum Topscorer der Partie und benötigte nicht mal 18 Minuten um ein neues Euroleague-Career-High aufzustellen. Geisterspielerfahrung, die Zweite: keine Ovationen für Thiemann, als Coach Aito ihn drei Minuten vor dem Ende für Ben Lammers auswechselte.
Athen fand nach diesem Feuerwerk nicht ins Spiel zurück – doch fehlende Routine nach 14 Tagen Spielpause? Einzig Aaron White sorgte mit einem Drei-Punkte-Wurf und als Müllmann für Hoffnung bei den Gästen, verladen tat ihn im Anschluss allerdings Maodo Lo. Nach kurzem Tanz netzte der Berliner Point Guard trocken aus der Mitteldistanz ein.
Peyton Siva machte in der 37. Minute den Deckel drauf, verwandelte einen schwierigen Dreier zum 70:59 und schaukelte die Partie sicher nach Hause. Der 74:65-Entstand gewinnt zwar nicht den direkten Vergleich – hält Berlin in der Euroleague allerdings konkurrenzfähig.